Marco Bellini – Sprache des Feuers

Künstlerporträt

Kunst zu erschaffen bedeutet oftmals, sich von Konventionen zu lösen, seine eigenen Grenzen zu verschieben und sich auf seine Intuition zu verlassen. Der Italiener Marco Bellini hat Philosophie studiert, arbeitete als Buchlektor und war zuletzt viele Jahre als IT-Spezialist tätig. Doch er war es leid, sich als Zahnrad in einem großen System wahrzunehmen und suchte nach einer neuen Aufgabe. Bellini kündigte seinen Job und reiste auf der Suche nach Inspiration ein Jahr lang um die Welt. 2011 begann er schließlich, sich mit der Holzbearbeitung auseinanderzusetzen. Schon früher war er handwerklich aktiv, doch nun entschied er sich, einen Drechselkurs zu belegen. Er wollte die grundlegenden Techniken erlernen, um Drechselarbeiten wie Griffe und Tischbeine herstellen zu können. 2016 macht er die Holzbearbeitung zu seiner Profession und fertigte Dinge des täglichen Gebrauchs wie Pfeffermühlen, Schalen, Vasen und Lampenschirme. Doch schon bald wurde ihm bewusst, dass ihm diese Form der Holzgestaltung nicht ausreichte. „Es fühlte sich für mich persönlich nicht befriedigend, nicht erfüllend an. Also begann ich Objekte zu drechseln, die Ideen und Konzepte ausdrücken können.“
Seine Inspirationsquelle sind Bücher über Kunst, Kultur, Sagen und Mythen sowie antike Handwerkstechniken. Er ist fasziniert von der jungpaläolithischen Kunst, ihrer Kraft und Bedeutungsschwere. Es gelingt ihm, mit seinen Arbeiten Brücken in eine andere, längst vergessene Welt zu schlagen, in der heilig und profan keine voneinander getrennten Konzepte waren. „Ich bin an vielen Themen interessiert, aber alle stammen aus der Vergangenheit. Die Vergangenheit der Menschheit und unserer Erde. Schon vor der Sesshaftwerdung und der Einführung von Landwirtschaft und Viehzucht hat der Mensch bereits Kunst hervorgebracht.“, führt Bellini aus. Er interessiert sich für die damalige Beziehung der Menschen zum Kreislauf von Geburt und Tod, ihre Wahrnehmung der Natur und die Einordnung des eigenen Daseins im großen Ganzen. Das Drehen und Bildhauen von Schalen, Bestattungsurnen und Objekten, die für Rituale und Zeremonien genutzt wurden, ist also im Grunde ein Versuch, die Gefühlswelt vergangener Zeiten wieder heraufzubeschwören. Bellini ist der Ansicht, dass wir heute stark von Rationalität geprägt sind und versucht mehr Emotion und Intuition in seine Werke einfließen zu lassen. „Ich glaube, in der heutigen Zeit sind viele Menschen auf der Suche nach ihrem inneren Gleichgewicht und sie wissen nicht, wie dieses zurückgewinnen sollen. Vielleicht helfen meine Arbeiten den Menschen, die wundersame und unerklärliche Welt zu erkennen, die um uns herum lebt.“

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 59 finden Sie den vollständigen Artikel.

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