Kreisel im Materialmix

Anleitung von Jens Holtkamp

Kombi aus Edelholz und Fichtenzapfen
„Ist der wirklich aus Holz?“, wurde ich gefragt, als ich diesen Kreisel einem Bekannten zeigte. Bei einem Spaziergang habe ich letzten Winter unter einer Fichte abgefressene Zapfen gefunden. Diese Reste hat wohl ein Eichhörnchen zurückgelassen, nachdem es die Fichtensamen mühsam aus dem Zapfen herausgelöst und verzehrt hatte. Ein paar dieser Zapfenstängel habe ich aufgesammelt und zum Trocknen mit in meine Werkstatt genommen. Ich überlegte, wie ich dieses Material auf der Drechselbank einspannen und bearbeiten könnte. Schließlich ist der Durchmesser gering und der Fichtenzapfen alles andere als ein typischer Drechselrohling. Nach einigen Fehlversuchen habe ich schließlich herausgefunden, wie ich am besten vorgehe und dabei sind interessante Kreisel entstanden. Mich hat insbesondere das schöne und gleichmäßige Muster fasziniert, das beim Drechseln der Fichtenzapfen zutage tritt. Damit dieses dem Betrachter sogleich ins Auge fällt, empfehle ich, den Schwungkörper des Kreisels aus einem fein gewachsenen Holz mit möglichst schlichter Maserung zu fertigen. Meine Wahl ist dabei auf tiefschwarzes Ebenholz, Cocobolo und Königsholz gefallen.

  1. Die Fichtenzapfen zur Realisierung dieses Projekts sollten möglichst gerade gewachsen sein und eine Gesamtlänge von circa 100 mm haben. Die verwendeten Hölzer sind im Handel als Kanteln erhältlich; meine Rohlinge haben eine Kantenlänge von 37 x 37 mm.
  2. Zunächst wird der Zapfenstängel von beiden Seiten mit der Gartenschere oder einer Feinsäge eingekürzt. An den Enden ist das Material zu dünn, allerdings wird für die Verarbeitung auch nur ein ungefähr 70 mm langes Stück benötigt.
  3. Am Tellerschleifer (Körnung 180) wird der Stängel rundum von den Fasern befreit. Indem man diesen zwischen den Fingern dreht, erhält man einen annähernd runden Rohling. Ich arbeite mit leichtem Druck und schleife erst die eine Hälfte rund, drehe den Stängel dann um, um auch die zweite Hälfte zu überarbeiten. Dabei sollte man auf seine Finger achtgeben.
  4. Beide Enden werden am Tellerschleifer noch leicht angespitzt, und zwar genau um die Markröhre des Stängels herum. Somit wird gewährleistet, dass das feine Muster später ringsherum gleichmäßig hervortritt. Außerdem sollte die eher instabile Mark-röhre bei der weiteren Bearbeitung mittig ausgerichtet sein, da der Stängel andernfalls leicht brechen könnte.
  5. Um den Stiel vorzudrehen, verwende ich verlängerte 25-mm-Spannbacken, in die ich den vorbereiteten Zapfenstängel möglichst knapp einspanne. Auf der Zentrierspitze nehme ich eine aufgesetzte Spitze auf, die ich aus Buchenholz vorbereitet habe. Das angespitzte Ende des Stängels stecke ich in eine eingedrehte Mulde, sodass dieser mit leichtem Druck stabilisiert wird.
  6. So auf der Drechselbank eingespannt, befindet sich die Markröhre im Zentrum und ich drehe den Stängel mit einer 13-mm-Formröhre auf einen gleichmäßigen Durchmesser von circa 7 bis 8 mm.
  7. Danach nehme ich den Rundstab bis etwas über die Hälfte im Spannfutter auf und stütze die Spitze wieder mit dem Hilfsfutter ab, um einen 5-mm-Zapfen anzudrehen. Vorab hatte ich versucht, den Zapfen frei fliegend, also ohne Unterstützung der Reitstockspitze zu drechseln, doch dabei ist das Material sehr schnell gesplittert.
  8. Nun wird der Schwungkörper des Kreisels vorbereitet. Dafür säge ich an der Bandsäge ein 25 mm langes Stück der Ebenholzkantel rechtwinklig ab.
  9. Diesen Kantelabschnitt leime ich auf die plangedrehte Hirnholzfläche eines runden Restholzes von etwa 50 mm Länge. Die Verbindung wird vor der Weiterverarbeitung gespannt, bis der Leim vollständig ausgehärtet ist.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Ausgabe 66 des DrechslerMagazins.

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