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Arbeiten mit dem Meißel – Grundlagen des Drechselns Teil 14

Der Meißel ist Freund und Feind gleichermaßen. Beherrscht man den Umgang mit diesem Werkzeug, zaubert er blanke Oberflächen wie kein anderes Drechseleisen. Unachtsamkeit oder eine falsche Handhabung quittiert er jedoch mit Nürnbergern. Sicherlich hat jeder Drechsler anfangs mit dem Meißel einschlägige Erfahrungen gemacht, einige haben dieses Werkzeug womöglich daraufhin nie mehr angerührt. Der Meißel lässt in der anzuwendenden Technik keinen Spielraum. Zieht es die scharfe Schneide ruckartig in das Holz, entstehen nicht nur im Holz bleibende Erinnerungen. Es lohnt sich jedoch, den allzu großen Respekt vor diesem Werkzeug abzulegen, um die richtige Handhabung durch stetiges Üben zu verinnerlichen. Drechsler, die den Umgang mit dem Meißel routiniert beherrschen, ersparen sich enorm viel Zeit und sind in der Lage, exakt maßhaltige und detaillierte Formverläufe in Längsholz zu schneiden, die so gut wie nicht mehr geschliffen werden müssen. Im Querholzbereich findet der Meißel tatsächlich nur sehr begrenzt Anwendung, kann hier aber für spezielle Aufgaben ebenfalls ein sehr vorteilhaftes Werkzeug sein.
Auch in der Gruppe der Meißel gibt es mehrere Ausführungen, die sich in der Form und/oder dem Querschnitt unterscheiden. Grundsätzlich arbeiten jedoch alle Meißel nach dem gleichen Prinzip und die Vorliebe für das eine oder andere Modell sind eher der regionalen
Tradition bzw. den persönlichen Empfindungen des jeweiligen Drechslers geschuldet. Für Einsteiger ist der klassische Rechteckmeißel sowie der Ovalmeißel von größter Bedeutung. Man könnte sogar sagen, dass sich beide Werkzeuge in den unterschiedlichsten Arbeitssituationen sehr gut ergänzen. Bereits die Namensgebung dieser Meißel gibt Aufschluss über die Form der Querschnitte. Und auch wenn es beide Werkzeuge in verschiedenen Dimensionen gibt, kann man je nach Ausführung von gewissen Vorzügen sprechen.
Gerade der Ovalmeißel in einer Breite von mindestens 25 mm und breiter, ist in der Handhabung einfacher und handlicher zu führen als ein vergleichbar breiter Meißel mit rechteckigem Querschnitt. Durch die ovale und somit stark abgerundete Form, lässt sich das Werkzeug bei entsprechenden Formverläufen auf der Werkzeugauflage einfach aufstellen und abrollen. Den dünneren Ovalmeißeln (unter 20 mm Breite) fehlt es hingegen aufgrund des reduzierten Querschnitts schnell an Stabilität, weshalb sie zu flattern beginnen.
Hier haben die Rechteckmeißel wiederum einen klaren Vorteil und verfügen selbst mit einer Breite von nur 13 mm einen ausreichend stabilen Querschnitt. Darüber hinaus bieten die flachen Seiten des Rechteckmeißels sichere Auflageflächen bei verschiedenen speziellen Aufgaben, auf die wir nachfolgend eingehen.
Einsteigern ist daher zu empfehlen, in der Grundausstattung einen großen 27 oder 32 mm breiten Ovalmeißel und einen zweiten, deutlich schmaleren 13-mm-Rechteckmeißel zu besitzen.

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