Mathias Kirchhoff – Kontraste im Einklang

Künstlerporträt

Der Zugang zum Werkstoff Holz und der Holzbearbeitung ist für Mathias Kirchhoff von vielen Leidenschaften geprägt, was sich in der Vielseitigkeit seiner Arbeiten widerspiegelt. Die Faszination für das Drechselhandwerk wurde durch die Arbeiten des Kunsthandwerkers Ekkehard Körber geweckt. Körbers Arbeiten aus Mooreiche wurden in Kirchhoffs Heimatstadt Halle in der Galerie des Goldschmiedemeisters Wolfgang Otterpohl ausgestellt und zogen beim Vorbeigehen immer wieder Kirchhoffs Blicke auf sich.
Die Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Holz und die Entwicklung der Leidenschaft für die Holzbearbeitung war für Kirchhoff ein jahrelanger Prozess. „Eine Idee folgt der nächsten und darüber erschließen sich neue Techniken, man besorgt sich neues Werkzeug und daraus ergeben sich wieder neue Ideen.“ Im Jahr 2013 richtete sich Kirchhoff in Münster seine eigene Drechslerwerkstatt ein und tauchte immer tiefer in die vielfältigen Techniken und Gestaltungsmöglichkeiten ein, die das Drechselhandwerk bietet. Einen Kurs hat er nie belegt, sondern sich das Handwerk selbst angeeignet. Natürlich ist dies eine Vorgehensweise, die auch mit Misserfolgen und Fehlern einhergeht. Kirchhoff ist der Meinung, dass das Scheitern und die daraus resultierende Erkenntnis jedoch der beste Lehrmeister sei. „Das Thema Sicherheit ist natürlich ein Punkt, der bei der Trial-and-Error-Methode nicht unwichtig ist. Wenn es darum geht, Chemikalien zur Oberflächenbehandlung von Metallen zu verwenden oder um das Drechseln von langen Werkstücken ohne Lünette, muss man sich vorher darüber im Klaren sein, was geht und was womöglich nicht geht“, betont Kirchhoff.

Seine klaren und stilvollen Designs werden durch die Vielfältigkeit der angewandten Techniken, Materialien und Ausarbeitungen ergänzt, die den Betrachter dazu auffordern, sich die Werke genauer anzuschauen. Nass gedrehte Schalen, die sich verziehen und beispielsweise durch regelmäßige Einschnitte leichte Schwünge erhalten, erzählen die ureigene Geschichte des Holzes und lassen diese Natürlichkeit in die von Kirchhoff erschaffenen Arbeiten miteinfließen. Er setzt gerne Kontraste, die er durch die Verwendung von verschiedenen Holzarten, Materialien sowie der Oberflächenbearbeitung wie Schleifen, Polieren und Bürsten einbringt. Auch durch den Einsatz von Farben sowie Salzen und Säuren verwirklicht er neue Gestaltungselemente und schafft es, dass verschiedene Texturen miteinander harmonieren. Metalle, setzt er ebenfalls gerne ein, um auch hinsichtlich der Haptik weitere Akzente zu setzen.
Seine Werke veranschaulichen diese Experimentierfreude und fungieren nicht nur als reine Gebrauchsgegenstände, die einen Nutzen erfüllen sollen. Ein Ansatz seiner Arbeiten ist es, die Funktionalität mit Ästhetik einhergehen zu lassen. Seine klassischen Drechslerarbeiten wie Pfeffermühlen, Schalen und Dosen sollen dazu einladen, berührt und genutzt zu werden. „Eine wunderschöne Mühle, die nicht funktioniert? Eine wunderbar funktionierende Mühle, die vom Design nicht stimmig ist?“ Beides kommt für Kirchhoff nicht infrage und so tüftelt er in seiner Werkstatt gerne daran, kontrastierende Hölzer sowie unterschiedliche Materialien in Einklang zu bringen und neue Designs zu entwerfen. „Momentan arbeite ich an einem Paar Gewürzmühlen aus Furnier und Epoxidharz. Das dauert ewig und ich weiß noch nicht einmal, ob ich mit dem Ergebnis zufrieden sein werde. Dennoch mag ich diesen Prozess.“
Neben kunsthandwerklichen Arbeiten erschafft Kirchhoff auch Objekte, deren Aussage jenseits des ästhetischen Anspruchs liegen, und dadurch umso interessanter sind. Die beiden Gewürzmühlen DECODE beispielweise verbergen, wie der Name schon andeutet, eine geheime Botschaft. Denn Nussbaum und Ahorn wurden bei diesem Set nicht willkürlich miteinander kombiniert. Im Design der Mühlen ist ein Barcode integriert, der für die Namen von Kirchhoffs Söhnen steht.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 51 (Sommer 2020) finden Sie den vollständigen Artikel.

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