Kerzenleuchter drechseln

Werkbericht von Randolf Pohl

Kerzenlicht schafft eine gemütliche Atmosphäre. Gerade Teelichter haben dabei einige Vorteile, da diese günstig sind und in ihrem Alutöpfchen auch unbeaufsichtigt relativ gefahrlos abbrennen. Wenig attraktiv ist jedoch die Optik dieser Tülle. Für uns Drechsler sind Teelichtkerzen jedoch ideale Objekte, um diese mit schönen Hölzern und interessanten Formen in Szene zu setzen. Dabei kann man das Teelicht entweder zusammen mit der Aluhülle im Holz versenken oder auch spezielle Glaseinsätze verwenden, die es in unterschiedlichen Formen gibt. Gut geeignet sind dafür kleine Glasschälchen aus Pressglas, in die die Teelichter mit oder ohne Aluhülle eingepasst werden oder spezielle Gläser, die Sie bei Drechselbedarfshändlern beziehen können.

Werkbericht

Ich verwende schon seit Jahren weiße und farbige Glaskegel oder auch Glashörner, wie sie z. B. von der Drechselstube Neckarsteinach angeboten werden (Bild 1). Hierfür habe ich überwiegend Halter in verschiedenen Ausführungen zum Aufhängen angefertigt. Irgendwann kam mir die Idee zu einer stehenden Variante, bei der das hübsche Glashorn sichtbar bleiben soll.
Für den Kerzenleuchter wird eine Kantel mit den Maßen 75 x 75 mm benötigt. Die Länge richtet sich danach, welche Spannmöglichkeiten in der Werkstatt vorhanden sind, da teilweise fliegend gearbeitet wird. In meiner Werkstatt befand sich noch das Reststück eines Kirschbaumastes mit einem Durchmesser von etwa 80 mm. Unter dessen Rinde hatten sich zwar Holzschädlinge getummelt, sie waren aber glücklicherweise nicht ins Holz eingedrungen. Hiervon säge ich 200 mm ab (Bild 2) und bestimme mittels einer Lehre den Mittelpunkt (Bild 3). Danach spanne ich den Rohling zwischen die Spitzen, schruppe ihn sauber und drehe einen Zapfen von ca. 38 mm Durchmesser an (Bild 4). Mit diesem Durchmesser habe ich eine formschlüssige Verbindung mit den Haifischbacken meines Futters, die mir Sicherheit beim fliegenden Drechseln gibt. An dieser Stelle käme auch die Verwendung eines Einschlagfutters infrage.
Bevor weitergearbeitet wird, fertigt man sich zunächst zwei Schablonen des Glashorns an. Die Maße können der Schablone entnommen werden. Eine Schablone wird zur Ausarbeitung der Hornlänge benötigt, die zweite für den oberen Teil, der nur etwa 50-55 mm lang ist (Bild 5). Nun spanne ich den Rohling in mein Futter, steche die Stirnseite sauber herunter und bohre zunächst mit einem 8-mm-Bohrer vor. Danach erweitere ich die Bohrung auf 18 mm und auf eine Tiefe von 105 mm. Für die Einhaltung des Tiefenmaßes verwende ich einen elektronischen Messschieber, der am Bohrfutter eingehakt und mittels Magneten auf dem Reitstock befestigt wird (Bild 6).

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 48 (Herbst 2019) finden Sie den vollständigen Werkbericht.

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