Nistkasten drechseln

Werkbericht von Jens Holtkamp

Trullo-Nistkaten in Segmentbauweise

Schon lange bevor ich mit dem Drechseln begann, habe ich Nistkästen für Singvögel gebaut. Damals habe ich sie aus alten Brettern mit der Stichsäge zugeschnitten und mit Hammer und Flachkopfnägeln zusammengebaut. Natürlich hielten die Nägel, die ins Hirnholz geschlagen wurden, nicht allzu lange und die Kästen fielen nach ein oder zwei Jahren auseinander. Die Verarbeitung wurde im Laufe der Jahre immer besser: statt Nägel verwendete ich Schrauben, verkleidete das Dach mit Teerpappe und die Vorderseite konnte bei diesen späteren Modellen zum Reinigen geöffnet werden. Außerdem bohrte ich Einfluglöcher in unterschiedlichen Größen passend zur Vogelart, damit sich Tannen-, Blau- oder Kohlmeise wohlfühlen konnten. Diese wichtigen Details gehören zu einem artgerechten Nistkasten, die im Internet u. a. auf der Seite des NABU nachzulesen sind.
Für diese gedrechselte Version kam mir die Idee, einen neuen Nistkastentyp in Form eines Trullo-Hauses zu konstruieren. Trullo ist eine Bezeichnung für die hauptsächlich in Italien vorkommenden Rundhäuser, deren Steindächer sich nach oben hin verjüngen und mit einem symbolischen Schlussstein z. B. in Kugelform abschließen. Auch im rheinhessischen Weinanbaugebiet stehen solche kleinen, runden Steinhäuser und es gibt dort sogar einen Trullo-Radwanderweg.
Der Korpus für den Trullo-Nistkasten wird aus zehn Leisten zusammengeleimt. Dafür konnte ich in einem holzverarbeitenden Betrieb den Dickenhobel und die große Formatkreissäge nutzen. Das Dach habe ich aus Eichenholz gefertigt, damit auch auf lange Sicht ein Wetterschutz gegeben ist. Aus einer
10 mm starken Siebdruckplatte, die witterungsbeständig ist, wird der Boden gefertigt. Dieser wird so eingebaut, dass man ihn im Winter einfach und schnell zum Reinigen herausnehmen kann.

  1. Zu Beginn dieses Projekts fertige ich zunächst eine Konstruktionszeichnung und eine Pappschablone im Maßstab 1:1. Auf diese Weise kann ich die Proportionen von Haus und Dach perfekt aufeinander abstimmen, indem ich das Werkstück immer wieder mit der Schablone abgleiche.
  2. Der Korpus wird aus schräg geschnittenen Leisten verleimt. Dafür habe ich 28 mm starke Bretter aus Fichte mit nur einer Seite durch den Dickenhobel geschoben und auf 25 mm gehobelt. Die spätere Innenseite bleibt sägerau, damit sich die Vögel im Kasten gut festkrallen können. Aus den gehobelten Brettern habe ich dann zehn rechteckige Leisten im Maß von 210 x 60 mm zugeschnitten.
  3. Für den schrägen Zuschnitt habe ich mir eine Vorrichtung gebaut, in die ich die Leisten einklemmen und sicher an der Formatkreissäge sägen kann. Das Sägeblatt wird auf 18 Grad eingestellt und der Längsanschlag passend zur Breite der Vorrichtung eingestellt. In die erste Aussparung kommt die noch rechteckige Leiste mit der rauen Seite nach oben. Nach dem ersten Schnitt wird diese herausgenommen, gedreht, in die zweite Aussparung gelegt und fixiert. Vorne wird die nächste rechteckige Leiste eingespannt und so kann ich zwei Schnitte in einem Arbeitsgang sägen.
  4. So entstehen nach und nach insgesamt zehn schräg und konisch geschnittene Segmente.
  5. Zusätzlich werden noch einige weitere Materialien benötigt: ein Kantholz (50 x 50 x 200 mm) und ein Querholzstück (170 x 170 x 50 mm) z. B. aus Eiche für das Dach, eine 10-mm-Siebdruckplatte mit 145 mm Durchmesser für den Boden sowie ein dekoratives, circa 10 cm langes Aststück als Ansitzholz. Des Weiteren benötigt man für die Aufhängung ein 25 cm langes Stahlseil, je zwei Ringösen und S-Haken sowie jeweils drei Schrauben und L-Schraubhaken.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 56 finden Sie den vollständigen Artikel.

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