Große Schalen drechseln

Werkbericht von Franz Keilhofer

Große Schalen verlangen nach einer großen Wohnung, damit sie entsprechend zur Geltung kommen. Darüber hinaus sollte man auch noch einen Käufer mit einem großen Geldbeutel finden. Deshalb lohnt es sich meist nicht wirklich, eine übergroße Schale zu fertigen. Ein Grund, sich trotzdem immer mal wieder dem Gigantismus zu widmen, ist – es macht einfach unglaublich viel Spaß! Als ich bei der Firma Steinert war, um die VB 36 zu testen, ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, ein stattliches Stück Holz mitzubringen. Genauer gesagt, einen großen Rohling aus einer Kerneschen-Gabelung.

 

Werkbericht

Nachdem der Rohling so schwer war, dass man ihn zu dritt gerade mal so transportieren konnte, haben wir uns den Werkstattkran zu Hilfe geholt. Die sicherste Methode, so einen Brocken für die Außenbearbeitung zu spannen, ist die Verwendung einer schweren Planscheibe (Bild 1). Mit mehreren schweren Holzschrauben wurde diese befestigt, damit auch ja nichts passiert. Den Rohling, welchen ich bereits einige Wochen vorher mit der Motorsäge zurechtgeschnitten hatte, habe ich sorgfältig in Frischhaltefolie eingepackt, um das Holz möglichst feucht zu halten und Trocknungsrisse zu vermeiden. Wie man auf Bild 2 gut erkennen kann, habe ich mir beim Zurichten des Holzes große Mühe gegeben, damit sich der Muskelkater nach dem Drechseln in Grenzen hält.

Nachdem die Ablaufsicherung noch einmal kontrolliert und nachgezogen wurde, habe ich mich darangemacht, alles überschüssige Holz abzutragen. Dazu eignet sich am besten eine schwere Röhre mit Fingernagelanschliff (Bild 3). Wird die Röhre nicht zu steil angesetzt und in rechtem Winkel zum Werkstück geführt (die Fase liegt noch nicht an), werden die Schläge gut „geschluckt“ und die meiste Kraft wird auf die Handauflage übertragen. Dabei immer darauf achten, die Röhre direkt am Körper zu führen. Wird die Bewegung nicht nur mit den Armen, sondern mit dem ganzen Körper ausgeführt, benötigt man viel weniger Kraft, um das Werkzeug sicher zu führen. Die Drehzahl steigere ich stets so weit, dass die Maschine noch sicher steht. Gerade am Anfang bedeutet jede Drehzahlsteigerung, eine Arbeitserleichterung, da die Schläge in kürzeren Abständen auftreten und somit weniger „hart“ erscheinen. Zwischendrin sollte die Maschine immer mal wieder angehalten werden, um den Rohling auf mögliche Defekte zu untersuchen und besser sehen zu können, wie viel Holz noch weggedrechselt werden muss (Bild 4).

Läuft der Rohling rund, kann mit der Formgebung begonnen werden. Dies gestaltet sich als wesentlich komplexer als bei kleinen Schalen, da man zum Überblicken der gesamten Form immer wieder mehrere Schritte zurücktreten muss. Wie man auf Bild 5 erkennen kann, nimmt die Schale schon langsam Gestalt an. Ich habe mich aufgrund der großen Höhe des Rohlings für eine Form entschlossen, welche sich nach oben hin wieder verjüngt. Den größten Durchmesser habe ich so gewählt, dass er auf Höhe des Kerns liegt. Dadurch kann sich dieser beim Trocknen nach außen wölben und Risse können nicht so leicht auftreten.

 

Sie möchten weiterlesen? Den vollständigen Werkbericht finden Sie in der Ausgabe 28 des DrechslerMagazins.

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