Ausgezeichnetes Teeservice – Gesellenstück von Takayo Miura

Die Berufsausbildung des Drechslers wird wie in vielen anderen Handwerken auch, mit einer Gesellenprüfung abgeschlossen. Neben den schulischen Leistungen fließen dann auch die Ergebnisse aus einer theoretischen und praktischen Fachprüfung in die Abschlussnote mit ein. Darüber hinaus wird von den Absolventen auch ein sogenanntes Gesellenstück verlangt, welches selbst entwickelt, gezeichnet, dokumentiert und in vorgegebener Zeit angefertigt werden muss. Dabei ist der Prüfling quasi selbst Auftraggeber, Gestalter, technischer Berater und Hersteller in einer Person und muss somit die Schritte einer potenziellen Auftragsarbeit, die im späteren Berufsalltag auch genauso angefragt werden könnte, vollumfänglich absolvieren. Schlussendlich muss der angehende Geselle diese Arbeit dann auch einer Prüfungskommission präsentieren und den gesamten Prozess vom ersten Entwurf bis zur Fertigstellung in einer Präsentationsmappe darstellen. Jeder Lehrling ist gut beraten, die Aufgabe ernst zu nehmen und sich bereits weit im Voraus auf die Gesellenprüfung vorzubereiten, um auf der Zielgeraden zum erfolgreichen Abschließen der Ausbildung keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Dabei spielt nicht nur die eigentliche Idee und der Entwurf des Gesellenstücks eine Rolle, sondern beispielsweise auch die Materialbeschaffung, die technische Umsetzung, der Vorrichtungsbau und nicht zuletzt auch die Wahl der bestmöglichen Oberflächenveredelung, die so manche Hürde mit sich bringen kann. Bei der Verwendung von herkömmlichen Lacken, Wachsen oder Ölen können die Auszubildenden in aller Regel im Lehrbetrieb oder alternativ auch in der Berufsschule auf entsprechende Erfahrungswerte zurückgreifen. Anders sieht es jedoch sicherlich mit der Ausarbeitung des traditionellen japanischen Urushi-Lackauftrags aus. Die Jahrtausende alte Technik ist bei uns nur wenigen geläufig und die Verarbeitung des natürlich gewonnenen Lacks sehr aufwendig. Selbst in Japan gilt diese Lacktechnik als hohe Kunst und wird von speziellen Meistern ausgeübt.

Im Fall des Gesellenstücks von Takayo Miura, das wir hier vorstellen, passt genau dieser Lackauftrag aber so ausgezeichnet zur Projektauswahl, dass wohl tatsächlich kaum eine alternative Oberflächengestaltung infrage kam. Dass Frau Miura selbst aus Japan stammt und in einer Bremer Drechslerei das deutsche Drechselhandwerk erlernte, macht diese Arbeit nur noch spannender. Das Konzept rund um das Teeservice von Takayo Miura ist mehr als gelungen, handwerklich eine herausragende Arbeit und zurecht wurde dieses Gesellenstück von der Prüfungskommission mit 100 von 100 möglichen Punkten bewertet und im Gestaltungswettbewerb „Die Gute Form“ mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde die 26-jährige Japanerin im Jahre 2021 beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 1. Bundessiegerin.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Ausgabe 58 des DrechslerMagazins.

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