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Arbeiten mit Form- und Spindelformröhre – Grundlagen des Drechselns Teil 15

Die klassische Formröhre ist in der Drechslerei nicht wegzudenken, denn mit diesem Werkzeug werden seit Generationen eine Vielzahl von Profilen und Formen gedrechselt. Sie ist das Drechselwerkzeug mit dem breitesten Aufgabengebiet und sowohl in Längsholz wie auch in Querholz gleichermaßen einsetzbar. Auch wenn die Formröhre heute durch ergänzende Werkzeuge wie z. B. der Schalenröhre etwas an Bedeutung verloren hat, ist sie in jedem Werkzeugsatz als Standard vorhanden. Der Name ist Programm, denn dieses Werkzeug ist für das Formen des Werkstücks bestens geeignet. Die Beschreibung als Röhre leitet sich vom runden Querschnitt des Stahls ab, der an ein der Länge nach aufgetrenntes Rohr erinnert. In der Regel ist der Stahl allerdings, wie auch bei der breiten Schruppröhre, aus einem Flachstahl geschmiedet.
Eine Ausnahme bildet hier die sogenannte Spindelformröhre. Ihr Aufgabengebiet unterscheidet sich nur unwesentlich von dem der Formröhre, der Unterschied liegt in diesem Fall im Werkzeugquerschnitt. Die Spindelformröhre wird aus einem Rundstahl hergestellt, indem die Kehlung aus dem massiven Material herausgefräst wird. In kleinen Dimensionen bis zu einem Durchmesser von 13 mm ist diese Herstellungsmethode deutlich einfacher und hinsichtlich der Qualität nicht schlechter zu bewerten, vorausgesetzt der verwendete Stahl ist von vergleichbarer Güte. Die Spindelformröhre zeigt gerade in diesen kleinen Werkzeugquerschnitten deutliche Vorteile gegenüber der geschmiedeten Variante einer vergleichbaren Breite, worauf wir später noch im Detail eingehen. In der Anwendung ist die Spindelformröhre vielmehr eine Variante der klassischen Formröhre. Von Einsteigern wird die Spindelformröhre aufgrund des runden Querschnitts allzu oft mit einer Schalenröhre verwechselt, deren Kehlung allerdings deutlich tiefer gestaltet ist. Vergleicht man das Profil des Querschnitts beider Werkzeuge, wird der Unterschied deutlich. Die Spindelformröhre ist flacher und weniger tief ausgefräst, da das Werkzeug aufgrund seines Anwendungsbereichs eine andere Schneidengeometrie benötigt. Die Spindelformröhre findet hauptsächlich bei Detailarbeiten und Feinprofilen Anwendung. Durch den runden Querschnitt des Stahls zeichnet sich diese Röhre trotz des verhältnismäßig geringen Durchmessers von 10 bzw. 13 Millimetern durch eine hohe Stabilität aus. Tiefe Kehlen sowie auch feinste Profilierungen in Längs- und Querholz können selbst mit größerem Überhang des Werkzeuges gedrechselt werden. Schmale und flach geschmiedete Röhren beginnen dabei hingegen sehr schnell zu flattern. Auch lässt sich die Spindelformröhre gerade bei den Feinprofilen aufgrund des Querschnitts einfacher aufstellen und drehen. Sie zeichnet sich hier durch einen handlicheren Umgang aus. Natürlich kann sie aber nicht einen solch effektiven Materialabtrag wie die Formröhre leisten.Die Formröhre wird überwiegend für mittlere bis große Profilverläufe verwendet. Dabei empfiehlt sich für den Einsteiger eine Stahlbreite von +/- 20 mm. Auch kleinere Längsholzkanteln können vorgeschruppt werden, wenn die breite Schruppröhre zu unhandlich ist oder keinen Platz findet. Je nach Einsatzgebiet und persönlicher Vorliebe ist die Schneide der Formröhre bei der Bearbeitung von Längsholz nur mit einer leichten Rundung ausgeführt. Hat sich der Drechsler allerdings eher auf Querholzarbeiten spezialisiert, sind die seitlichen Flanken der Schneide meist weit nach hinten gezogen. Diese Schneidenform wird dann als Fingernagelanschliff bezeichnet. Die Gefahr des Einhakens wird dadurch speziell im Querholzbereich deutlich reduziert. Nicht selten wird insbesondere die Schneide der Spindelformröhre nochmals etwas spitzer angeschliffen, um dem Werkzeug zwischen engen Profilen mehr Bewegungsfreiraum zu verschaffen.

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