Holztrocknung – Holzaufbau und Zellstruktur

Das Naturprodukt Holz arbeitet im wahrsten Sinne des Wortes nach eigenen Gesetzen. Wenn wir den Aufbau und die Gesetzmäßigkeiten des Holzes verstehen, können wir beim Erstellen neuer Werkstücke die daraus resultierenden Reaktionen gut vorausahnen. Im ersten Teil dieses Artikels betrachten wir zunächst den Holzaufbau und die Zellstruktur und beleuchten die Feuchtigkeit sozusagen als Materialeigenschaft. Dieses Hintergrundwissen bietet die Grundlage für den weiterführenden Artikel, in dem ich auf die Messung der Holzfeuchte und die fachgerechte Beeinflussung während der Holztrocknung eingehen werde.

Holz ist einer der am längsten von Menschen verwendeten Werkstoffe. Im Gegensatz zu Stein oder Metall, zeichnet sich Holz durch eine ganz außergewöhnliche Eigenschaft aus: seine Lebendigkeit. Jeder Baum, jeder Ast und somit auch jedes Stück Massivholz haben ihre eigenen unverwechselbaren Merkmale, Farb- und Struktureigenschaften. Holz ist nie uniform und homogen, sondern hat immer Verwachsungen, Risse, Harzgallen, Äste oder andere spannende Unregelmäßigkeiten. Genau diese Eigenschaften bewirken seine individuelle und natürliche Schönheit und machen für uns Drechsler dieses Handwerk so reizvoll.
Aufgrund dieses naturgewachsenen Ursprungs reagiert Holz oft eigenwillig auf seine Umwelt, insbesondere auf Feuchtigkeitsschwankungen. Das Holz „arbeitet“. Kennt man die grundlegenden Auswirkungen dieser Reaktion, so lassen sich künftig womöglich einige Enttäuschungen beim Erstellen neuer Werkstücke vermeiden.
Im Laufe ihrer über 400 Millionen Jahre alten Entwicklungsgeschichte, haben sich Bäume immer weiter an Standort- und Klimabedingungen angepasst, sodass man heute im Wesentlichen weltweit ca. 30 000 verschiedene Baumarten unterscheiden kann. Etwa 300 davon werden technisch genutzt und ungefähr 30 Holzarten sind in Mitteleuropa von wirtschaftlicher Bedeutung. Dazu zählen unter anderem Nadelhölzer wie Kiefer, Tanne, Fichte, Lärche und Douglasie sowie Laubhölzer wie Eiche, Buche oder Esche.

Betrachtet man die makroskopische, also die mit bloßem Auge erkennbare Struktur des Holzes, so lassen sich von außen nach innen gesehen, folgende Bestandteile unterscheiden:

  • Die Rinde bestehend aus Bast und Borke. Der Bast übernimmt mit seinem Gewebe den Transport von Nährstoffen von der Baumkrone in die Wurzeln. Abgestorbenes Bastgewebe bildet die Borke und schützt den Baum vor äußeren Einflüssen.
  • Das Kambium ist die an den Bast angeschlossene Wachstumsschicht, die für das Dickenwachstum sorgt. Kambiumzellen bilden nach außen hin Bast- und nach innen Holzzellen.
  • Das Frühholz ist die leitende und speichernde Schicht des Baumes, die das Wasser von den Wurzeln bis in die Krone führt. Es entsteht im Frühjahr und zeichnet sich durch schnelles Wachstum mit weniger dichten und eher porösen Zellen aus.
  • Das Spätholz, das im Sommer und Herbst viel langsamer entsteht, hat dickwandige Zellen und dient vornehmlich der Festigung des Baumes.
  • Die Markröhre ist der innerste Teil des Stammes und besteht aus den abgestorbenen Zellen, über die der Baum in den ersten Jahren mit Wasser und Nährstoffen versorgt wurde.
  • Markstrahlen verlaufen von der Mitte des Baumes aus horizontal bis zum Bast und dienen der radialen Leitung und Speicherung.

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