Restauration einer Lüder-Baier-Dose

Werkbericht von Lutz Brauneck

Der Name Lüder Baier ist den meisten in der Szene durchaus ein Begriff. Bis zu seinem Tode im Jahr 2012 arbeitete der Drechselkünstler und Holzgestalter noch beinahe täglich in seiner Werkstatt. Ich selbst bin ein großer Fan und Bewunderer seiner Arbeiten, speziell seiner Dosen, die von der Formgestaltung und der handwerklichen Ausführung, meiner Meinung nach, perfekt sind. Aus diesem Grund sammle ich seine Dosen. Beim letzten Kauf war auch eine Dose aus Robine mit starken Beschädigungen aus dem Jahr 1981 mit dabei. Sie hat lange auf meinem Schreibtisch gestanden und beim Betrachten kam mir immer wieder der Gedanke, ob ich nicht versuchen soll, das Stück zu reparieren.
Da die Beschädigung doch recht auffällig war, ist dann irgendwann die Entscheidung gefallen und ich habe mich ans Werk gemacht. Ziel war es, möglichst wenig Veränderungen an der Dose vorzunehmen. Es sollte ja eine Lüder-Baier bleiben und keine Lutz-Brauneck werden. Folgende Überlegungen mussten vorab angestellt werden: Wie spanne ich die ovale Dose am Fuß, ohne sie zu beschädigen? Welches Werkzeug setze ich ein, um die Schadstelle zu beseitigen und dabei möglichst wenig Schaden anzurichten?
Auch wenn die eigentliche Drechselarbeit hier nur einen sehr kleinen Teil einnimmt, war es der heikelste Moment. Ohne die entsprechende Vorbereitung hätte das Werk leicht beschädigt oder zerstört werden können. In diesem Werkbericht möchte ich zeigen, dass der sogenannte Vorrichtungsbau, also die Hilfsmittel die wir uns fertigen, um ans Ziel zu kommen, extrem wichtig sind. Hier sind uns keine Grenzen gesetzt, wichtig ist nur, dass man beim Bau solcher Vorrichtungen immer an die Sicherheit der Person hinter der Bank denkt. In der nachfolgenden Anleitung stelle ich Ihnen meine Vorgehensweise zur Restaurierung der Lüder-Baier-Dose vor.

Werkbericht

  1. Hier sehen Sie die Dose in dem Zustand, wie ich sie bekommen habe. Die Dose ist aus Robinie und ca. 330 mm hoch. Der maximale Durchmesser beträgt ca. 95 mm, der minimale Durchmesser 75 mm. Die Beschädigung ist an beiden Ecken des oberen Randes deutlich zu erkennen. Darüber hinaus weist das Werkstück auch Wasserflecken auf.
  2. Die Dose hat einen versenkten Deckel mit einer erstaunlichen Passgenauigkeit, sodass die Dose den Verschluss noch heute langsam einsaugt!
  3. Hier sehen Sie den originalen Brandstempel von Lüder Baier und das Schild einer Ausstellung aus dem Jahr 1981.
  4. Um die Dose an der Unterseite zu spannen, fertige ich zuerst eine Hilfsplatte aus einem quadratischen Plattenrest. Zuerst markiere ich mir die Mitte indem ich die Diagonalen anzeichne. Mithilfe einer Kreisschablone zeichne ich mir den maximal möglichen Durchmesser der Platte an.
  5. Mit der Schieblehre messe ich exakt die Breite und Länge des Ovals am Boden der Dose.
  6. Diese Maße zeichne ich mir auf den Diagonalen der Hilfsplatte an, sodass die Dose später möglichst mittig auf meiner Planscheibe sitzt.
  7. Dann schneide ich mir vier Spannklötzchen zu, die später die Dose auf der Hilfsplatte fixieren sollen. Durch eine deutliche Schräge stelle ich sicher, dass der Dosenkörper beim Drechseln auch richtig gehalten wird.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 48 / Herbst 2019 finden Sie den vollständigen Werkbericht.

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