Studium an der einzigen Drechselschule Japans

Bericht von Rabea Gebler

Am Fuße der japanischen Alpen, an der Westküste der japanischen Hauptinsel, liegt Yamanaka Onsen. Das idyllische Dörfchen ist bekannt für seine heißen Quellen und die Drechslerei. Im letzten Jahrhundert gab es hier noch über 700 traditionelle Drechsler, heute sind es noch etwa 250. Wenn man durch den Ort streift, kann man an fast jeder Ecke das Surren einer japanischen Drechselmaschine hören oder Läden entdecken, die lokale Lackwaren verkaufen. Das Drechslerhandwerk in Japan wurde ursprünglich von Familien ausgeübt, die von Ort zu Ort zogen, im Wald kleine Hütten bauten und aus dem Holz, das sie dort vorfanden, Schalen für den Bedarf des nächstgelegenen Dorfes herstellten. Als der größte Teil des Landes privatisiert wurde, ließen sich einige dieser Familien in der Nähe des heutigen Yamanaka Onsen nieder und begannen, Souvenirs an die Seeleute zu verkaufen, die hier oft Halt machten. In Yamanaka gab es viel gutes Holz und die Nachfrage nach Holzprodukten in der nicht weit entfernten Stadt Kyoto war groß. So ist Yamanaka Onsen auch heute noch führend in der Herstellung von Holzschalen für Reis und Miso-Suppe. Und hier befindet sich auch die einzige Drechslerschule Japans.
Nach meinem Bachelor-Abschluss in Produktdesign bin ich meinem Freund nach Japan gefolgt, weil wir die Handwerkskultur dort besser kennenlernen wollten. Er hatte ein Stipendium für ein Masterstudium in Keramik in Tokio und ich suchte nach einem Studiengang im Holzhandwerk. Über Umwege kam ich nach Yamanaka und beschloss bald allein dorthin zu ziehen, um die Kunst des Yamanaka Shikki zu erlernen. Shikki ist mit Urushi lackiertes Holzgeschirr, das für den täglichen Gebrauch oder für Teezeremonien genutzt wird. 2022 begann ich mein zweijähriges Studium am Ishikawa Präfekturinstitut für Yamanaka-Lackwaren. Und obwohl ich nicht die erste Ausländerin bin, die sich dieser Herausforderung stellte – außer mir absolvierte auch eine Taiwanesin, die jedoch fließend Japanisch spricht die Ausbildung – war es für meine Lehrer eine große Überraschung, als ich mich beworben habe. Die Aufnahmeprozedur ist recht simpel: Ein handgeschriebener Motivationsbrief und ein Interview – beides auf Japanisch – sind alles, was man braucht. Leichter gesagt als getan, denn ich beherrschte die Sprache anfangs nur gebrochen und musste Unterricht nehmen, um im Interview erklären zu können, dass ich tatsächlich motiviert war, dieses Handwerk zu erlernen. Die Schule nahm mich trotzdem mit Freude auf – jemand, der verrückt genug war, zwei Jahre lang in einem kleinen Dorf in einer Fremdsprache eine 400 Jahre alte Tradition zu studieren, war herzlich willkommen.
Die Schule bietet zwei Ausbildungsprogramme an, die jeweils zwei Jahre dauern. Der Anfängerkurs richtet sich an alle, die keine Vorkenntnisse im Drechseln haben und lehrt die Grundlagen der verschiedenen Urushi- und Holztechniken. An drei Tagen in der Woche arbeiteten wir an einer speziellen Yamanaka-Drehbank, an den anderen Tagen erhielten wir Unterricht in verschiedenen Techniken wie Holzschnitzen, Grundierung, Decklack, Maki-e, Urushi-Schnitzen, Perlmutt-Intarsien sowie Produktfotografie, Produktplanung und sogar Kalligrafie.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Ausgabe 66 des DrechslerMagazins.

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