Exotische Maserung – Gefälscht oder echt?

Anleitung von Holger Graf

Viele Drechsler lieben exotische Hölzer, die durch faszinierende Maserungen und Farbverläufe bestechen. Nicht selten kommen die Stämme und Knollen solch besonderer Hölzer aus weit entfernten Ländern und die vom Händler in Form gebrachten Rohlinge sind entsprechend teuer. Eine wesentlich günstigere Alternative ist die Gestaltung von schlichten Hölzern mit Beizen, wodurch sich faszinierende Effekte erzielen lassen. Ein einfacher Rohling aus hellem Ahorn-, Birken- oder Eschenholz lässt sich so zu einem besonderen Edelholz verwandeln.

 

Anleitung

Je nach Farbwahl und Kombination bietet diese Gestaltungsart viele kreative Möglichkeiten. Hat das Holz dann noch zusätzlich einige Verwachsungen oder einen leichten Wimmerwuchs, wird täuschend echt ein Stück Maserholz imitiert, bei dem der Betrachter nur mit viel Fachwissen erkennt, ob der „Exote“ echt oder tatsächlich gefälscht ist.

  1. Der Rohling kann gerne kleinere Äste oder Verwachsungen aufweisen. Diese verstärken später den Effekt der Maserung zusätzlich. Der Rohling wird mit einem Spannfutter aufgenommen und der Formvorlauf der Schalenunterseite sowie die spätere Standfläche inklusive Spannzapfen werden vorbereitet.
  2. In einer spannungsvollen Kurve sollte die Unterseite verlaufen. Auch die Fläche muss bereits weitgehend sauber geschlichtet werden, damit alle Unebenheiten und groben Faserausrisse beseitigt sind.
  3. Der Rohling wird umgespannt, die Form vollendet und notfalls nochmals komplett geschlichtet, sodass die Schale möglichst exakt rundläuft. Mit weit aufgestellter Röhre lassen sich mit der seitlichen Schneidenflanke feinste Späne abnehmen.
  4. Passt die Außenform, geht es an das Ausdrehen der Schalenöffnung mit der Schalenröhre. Zuvor wird noch der Formverlauf des späteren Schalenrands vorbereitet. In diesem Beispiel soll die Schale dickwandig bleiben, damit der Effekt der Maserung deutlich dargestellt werden kann.
  5. Sobald auch die Innenform und der Rand seine endgültige Form erhalten haben, muss die Fläche sorgfältig geschliffen werden. Wichtig ist dabei, dass man mit dem Grundschliff bereits alle Faserausrisse und Drehspuren beseitigt. Daher sollte hier die Wahl der verwendeten Körnung nicht zu fein sein. Trotz sauber gedrehter Oberfläche verwende ich hier die Körnung 100 oder gröber.
  6. Nach mehreren möglichst fein abgestuften Körnungsstufen bis etwa K 220, zeigt sich der Erfolg des Schleifens durch eine perfekte Oberfläche. Eventuelle Kanten sollten als solche erkannt und nur leicht gebrochen werden.
  7. Für den Farbeffekt verwende ich Spiritusbeizen von Chestnut, die in mehreren Durchgängen aufgetragen werden. Der erste von max. drei bis vier Aufträgen wird in dem dunkelsten Farbton vorgenommen. Die Beize kann dabei sehr satt auf das Holz aufgebracht werden.
  8. Je dunkler man den ersten Farbton wählt, desto intensiver werden die „Tiefen“ der Maserung. In diesem Beispiel verwende ich den Farbton „Purple“, also Violett. Sehr gut eignet sich aber auch ein dunkles Blau, Braun oder sogar Schwarz.

 

Sie möchten weiterlesen? Die vollständige Anleitung zum Beizen von Werkstücken finden Sie in der Ausgabe 36 des DrechslerMagazins.

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