Dreibeinige Vase drechseln

Werkbericht von Ger Vervoort

Wenn mir hin und wieder die Projektideen ausgehen, lasse ich mich gerne von den Rohlingen in meinem Holzlager inspirieren. Denn oftmals steckt die Form bereits im Rohling bzw. wird diese vom Ausgangsmaterial weitestgehend vorgegeben. Mehrere Holzstücke durchwandern dann meine Hände, während ich überlege, was ich aus ihnen drechseln könnte. Fällt mir gerade nichts Überzeugendes zu dem jeweiligen Rohmaterial ein, halte ich nach dem nächsten schönen Stück Ausschau. Wenn ich allerdings eine Eingebung für ein neues Projekt habe, begebe ich mich direkt in die Werkstatt und beginne zu drechseln. Dafür bedarf es keiner großen Planung, denn den Entwurf habe ich durch die Begutachtung des Rohlings bereits im Kopf. In diesem Fall hat mich ein schönes Stück Goldregen auf die Idee dieser dreibeinigen Vase gebracht.

  1. Den ausgewählten Rohling aus Goldregen habe ich vor etwa 25 Jahren erhalten. Im Holzlager hat sich über die Jahre der Holzwurm daran zu schaffen gemacht, jedoch nur das Splintholz befallen.
  2. Zwischen den Spitzen aufgenommen, entferne ich zunächst die Rinde und alle losen Teile mit Stemmeisen und Hammer. Zusätzlich bearbeite ich das Holz mit einer Drahtbürste, um die Hinterlassenschaften der Holzwürmer in deren Gängen zu entfernen.
  3. Beim Schruppen des Rohlings mit einer breiten Schruppröhre ist es grundsätzlich zu empfehlen, ein Visier als Gesichtsschutz zu tragen. An einem Ende wird dann mit einem Bedan bzw. Plattenstahl ein Schwalbenschanzzapfen für die Aufnahme im Spannfutter angestochen.
  4. Im Spannfutter aufgenommen wird zuerst die Stirnseite plangedreht und anschließend im Zentrum ein Einstich mit dem Meißel gesetzt. Hier lässt sich dann der 20-mm-Bohrer exakt ansetzen, um diesen beim Vorbohren der Innenform möglichst genau zu zentrieren. Die Tiefe richtet sich nach der angestrebten Gesamttiefe der fertigen Vase abzüglich 4 bis 5 mm.
  5. Für das zügige Ausräumen des ersten Bereichs der Innenform verwende ich gerne ein Ausdrehwerkzeug mit 10-mm-Tassenstahl. In zunehmender Tiefe gerät das Werkzeug jedoch aufgrund des nur 10 mm dicken Schafts zunehmend in Vibration.
  6. Deshalb arbeite ich mich dann mit einem massiven 16-mm-Werkzeugschaft und dem darin eingesetzten offenen Haken von André Martel (Mitte) weiter in die Tiefe vor. Mit dem Schaber wird daraufhin die Innenform fertiggestellt und geschlichtet.
  7. Mit einer 25 mm breiten Schruppröhre bereite ich nachfolgend auch die Außenform grob vor, um möglichst effizient überschüssiges Material zu entfernen.
  8. Für die endgültige Feinarbeit an Form und Oberfläche verwende ich jedoch eine 13-mm-Formröhre.
  9. An der Außenform sollen später drei Beine befestigt werden: Dafür wird ein umlaufender Ring von etwa 10 mm Dicke und Breite ausgearbeitet, aus dem dann die drei Sockel als Halterung entstehen. Die Unterseite muss dabei plan abgestochen werden.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Ausgabe 66 des DrechslerMagazins.

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