Kugeldose mit Naturrand drechseln

Werkbericht von Ger Vervoort

Diese Kugeldose mit auskragendem Naturrand wird aus Weißdorn und Goldregen gefertigt. Die Herstellung erfordert eine exakte Maßeinhaltung und die genaue Kontrolle anhand Entwurfszeichnungen und Schablonen. Ger Vervoort zeigt die Ausarbeitung dieses beeindruckenden Dosendesigns aus zwei Holzarten und durchbrochenem Deckel im Detail.

  1. Das Innenteil der Kugeldose wird aus einem Stück Weißdorn mit Naturrand und einem Durchmesser von 100 bis 120 mm gefertigt. Aus dem Stammstück habe ich zwei Scheiben mit einer Breite von 50 bzw. 35 mm zugeschnitten. Die späteren Außenschalen werden aus zwei Stücken Goldregen (70 x 40 mm) gefertigt.
  2. Das innere Dosenunterteil, bei dem auch der Naturrand stehen bleibt, wird mit einer Zentrierspitze mit Druckring auf ein Hilfsfutter gedrückt. Dies reicht bereits aus, um das Werkstück grob vorzudrehen.
  3. Mit einer 13-mm-Spindelformröhre wird zuerst die grobe Form vorbereitet und eine Aufnahme für das Spannfutter angedreht.
  4. Das Werkstück wird umgespannt und mit dem Stechzirkel das innere Maß von 52 mm angerissen. Der Dosenrand wird an dieser Stelle noch bei einer Dicke von etwa 12 mm belassen.
  5. Das Doseninnere drehe ich mit einer 9-mm-Röhre über Kopf aus. Dazu wird die Werkzeugauflage im 45-Grad-Winkel vor das Werkstück gestellt, die Fase liegt im Mittelpunkt des Werkstücks am Holz an, wird dann zum Schnitt in das Holz getaucht und die Schneide in Richtung 1 bis 2 Uhr geführt. Dabei wird die Röhre regelrecht „über Kopf“ gedreht. Während des gesamten Bewegungsablaufs, muss der Röhrenrücken stets am Werkstückrand anliegen, um das Einreißen der frei geführten Schneide zu verhindern.
  6. Die beiden Schälchen aus Goldregen für die Außenhülle werden ebenfalls vorgedreht und der Innendurchmesser von 56 mm vorbereitet.
  7. Auch hier nutze ich das Überkopfdrehen, um diese Technik zu üben und den Bewegungsablauf zu festigen.
  8. Die Einzelteile der Kugeldose sind grob vorbereitet und werden nochmals gelagert. Die ersten zwei bis drei Monate lege ich sie in einen Karton mit Spänen, damit gerade das Stammstück des Weißdorns abschließend trocknen kann, ohne zu reißen. Zwei weitere Monate lagern die Teile in einer Papiertüte und danach nochmals ein bis zwei Monate bei Raumklima an der Luft. Erst dann werden sie weiterverarbeitet.

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