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Arbeitsvorbereitungen – Grundlagen des Drechselns Teil 11

Bevor es ans Werk geht …

In den Teilen 1 bis 10 dieser Serie haben wir in den letzten Ausgaben die Grundlagen der Holzbeschaffung und der Holztrocknung, die Drechselbank und ihre Komponenten, die wichtigsten Drechselwerkzeuge, das Werkzeugschärfen und eine Grundausstattung an Spannwerkzeugen kennengelernt sowie auch einen Einblick in die Oberflächenveredelung erhalten. Bevor Sie nun allerdings an der Drechselbank loslegen, möchte ich noch auf einige Regeln hinweisen, die nicht nur für Einsteiger wichtig sind. Damit die Freude und Ihre Sicherheit nicht zu kurz kommen, sollten Sie sich die folgenden Hinweise unbedingt einprägen. Seien Sie sich sicher, selbst wenn Sie das eine oder andere beim Lesen als Selbstverständlichkeit verstehen, sind es gerade diese Punkte, die immer wieder falsch gemacht werden und teilweise zu gefährlichen Situationen führen. In aller Regel liegt der Fehler nicht im Werkzeug, im Werkstück oder der Maschine, sondern beim Anwender selbst und seiner Unachtsamkeit oder seinem fahrlässigen Handeln. Ein gutes Beispiel zeigt ein Video im Internet, das seit einiger Zeit immer wieder für Aufsehen sorgt. Der wenige Sekunden kurze Film zeigt einen Drechsler, dem ein schweres Werkstück mit voller Wucht ins Gesicht geschleudert wird. Laut Videobeschreibung scheint es sich offenbar sogar um einen Kursdozenten zu handeln und der Unfall geschah vor seinen Kursteilnehmern, die hoffentlich anschließend dem vermutlich verletzten Mann bestmöglich helfen konnten. Unerfahrene Betrachter werden aus diesem schockierenden Beispiel schließen, wie gefährlich Drechseln ist. Tatsächlich zeigt das Video jedoch bei genauerer Betrachtung, was alles innerhalb nur weniger Augenblicke falsch gemacht werden kann und mit welchen Folgen zu rechnen ist. Was ist also genau geschehen? Auf der Drechselbank wurde zwischen einem einfachen Vierzack-Mitnehmer und einer üblichen Zentrierspitze ein großer und somit sehr schwerer Stammabschnitt eingespannt. Ideal wäre bei diesem massiven Werkstück die Verwendung eines Vielzack-Mitnehmers und als Gegenstück eine Vielzack-Zentrierspitze oder eine Spitze mit Druckring, mit der zuverlässig mehr Spannkraft erzeugt werden kann. Bei der Wahl des Drechselwerkzeuges könnte man sich sicherlich noch streiten. Beim Schlichten des Werkstücks hätte jedoch eine klassische Schruppröhre effektiver und mit weniger Belastung für das Werkstück eingesetzt werden können. Der gezeigte Drechsler hat sich in diesem Fall hingegen für einen Stahlhalter mit Schaberplättchen entschieden. Zum verheerenden Zwischenfall kam es allerdings, nachdem die Drehzahl der Maschine deutlich zu hoch nachgeregelt wurde. Offenbar hatte der Vorführer bemerkt, dass das Werkstück beim Kontakt mit dem Werkzeug an Drehzahl verliert. Eigentlich ein klarer Hinweis auf zu wenig Spannkraft zwischen den Spitzen oder lockere Spannhebel an Pinole bzw. Reitstock. Durch die überhöhte Drehzahl lockerte sich dann vermutlich das unwuchtige Werkstück und wurde von der Maschine geschleudert. Der fatalste Fehler wurde jetzt erst deutlich: Der Drechsler stand direkt in der „Schussbahn“ des Werkstücks. Selbst ein Vollvisier hätte den starken Aufprall nur unwesentlich abgebremst oder hätte in diesem Fall vielleicht sogar ein zusätzliches Verletzungsrisiko durch eventuelle Splitterbildung bedeutet. Wäre der Drechsler leicht versetzt zum Werkstück gestanden, hätte ihn das Werkstück zumindest nicht frontal mit voller Wucht im Gesicht getroffen. Eine gewisse Ironie erhält das Video durch das schwarze T-Shirt des Mannes, auf dem in Großbuchstaben SECURITY (Sicherheit) geschrieben steht. Wie der Verunfallte zuvor zum Job des Drechselkursleiters kam, kann und möchte ich nicht bewerten, damit Ihnen als Einsteiger jedoch ähnliche schmerzhafte Erfahrungen möglichst erspart bleiben, nachfolgend einige wichtige Regeln.

Sie möchten weiterlesen? In der Ausgabe 48 des DrechslerMagazins finden Sie den vollständigen Artikel.

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