Flache Schale in 3-D-Optik drechseln

Anleitung von Walter May

Die Herstellung von Drechselarbeiten in 3-D-Optik erfordern ein hohes Maß an Genauigkeit und Maßhaltigkeit. Diese Tatsache wurde mir bewusst, als ich, inspiriert von Beiträgen auf einer Videoplattform, meine erste Schale in diesem Design hergestellt hatte. Diese hohen Anforderungen gehen aus den Videoanleitungen leider nur begrenzt hervor. Das Ergebnis war dann auch nicht zufriedenstellend, was mich aber zusätzlich anspornte. In der nachfolgenden Anleitung werde ich meine Erfahrungen bei der Herstellung von verleimten Rohlingen und dem anschließenden Drechseln schildern und auf die eine oder andere Herausforderung genauer eingehen.
Die vorgestellte Hirnholzschale hat einen Durchmesser von 350 mm und eine Höhe von circa 40 mm, wobei man anhand dieser Vorgehensweise natürlich grundsätzlich auch höhere und größere Schalen herstellen kann. Für den 3-D-Effekt benötigt man drei unterschiedliche Holzfarben bzw. Holzarten. Sinnvollerweise verwendet man Holzarten von ähnlicher Dichte. Darüber hinaus sollten die Hölzer möglichst gleichmäßig in der Farbe und ohne Äste sein. So kann man, was den gewünschten 3-D-Effekt angeht, ein gleichmäßiges Erscheinungsbild erreichen. In diesem Beispiel habe ich mich für Nussbaum, Buche und Ahorn entschieden.

Es gibt zwei Möglichkeiten, den 3-D-Effekt zu erzielen:

Erste Methode
Bei dieser Vorgehensweise schneidet man aus drei unterschiedlich farbigen Holzarten gleichschenklige Rauten. Der spitze Winkel muss 60°, der flache Winkel 120° betragen. Jeweils drei Rauten werden in einem flachen Winkel gegeneinander verleimt und ergeben zusammengefügt ein Sechseck. Diese Sechsecke kann man wiederum miteinander verleimen, bis man letztendlich auf die Abmessung kommt, die man benötigt. Für die hier beschriebene Schale würde man jeweils 24 Rauten pro Farbe, also insgesamt 72 Einzelteile benötigen. Aus diesen werden 24 Sechsecke zusammengefügt und zu einer Platte verleimt.

Zweite Methode
Eine weitere Methode, für die ich mich entschieden habe, ist meiner Meinung nach unkomplizierter und weniger zeitaufwendig. Hierbei entstehen nach den einzelnen Bearbeitungsschritten jeweils zwei Rauten, eine aus Nussbaum und eine aus Buche. Die dritte Raute besteht hingegen aus vier einzelnen Dreiecken aus Ahorn, was dem Gesamtbild nochmals einen anderen Charakter verleiht.

Maschinen und Maßgenauigkeit
Ohne Tischkreissäge bzw. Formatkreissäge mit genau justiertem und einstellbarem Parallelanschlag ist dieses Projekt nicht zu realisieren. Die Einstellung der Anschläge und Winkel muss wirklich stimmen, da Abweichungen im Nachhinein kaum korrigiert werden können und zu unschönen Abweichungen im Erscheinungsbild des 3-D-Effektes führen. Zudem muss die Kreissäge bei der Einstellung auf 60° die erforderliche Schnitthöhe erreichen, die in diesem Beispiel 75 mm beträgt. Weiterhin wird ein Abrichthobel und Dickenhobel benötigt, mit dem man ein sauberes Hobelbild erreicht und idealerweise auf ein Zehntel genau arbeiten kann. Die zu schneidenden Leisten müssen von vorne bis hinten gleichmäßig werden. Für den Zuschnitt der verleimten Leisten ist eine Kapp-Zug-Säge sehr hilfreich. Zu guter Letzt benötigt man natürlich noch eine entsprechende Drechselbank.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 56 finden Sie den vollständigen Artikel sowie eine detaillierte Anleitung zur Herstellung dieser 3-D-Schale.

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