Hohlgefäß aus Korbweide drechseln

Werkbericht von Lutz Brauneck

Diese Knolle stammt von der Weide eines Eifler Korbmachers, der altersbedingt sein Geschäft aufgegeben hat und seine Weidenflächen zum Teil rodete, denn ein Nachfolger lässt sich leider auch in diesem Handwerk nicht mehr so einfach finden. Korbweiden stehen meist an Bächen oder auf sehr nassen Wiesen in Tälern. Die Ernte der 3 bis 8 Meter langen Ruten erfolgt zumeist in zweijährigem Abstand. Die Ruten werden immer am Ansatz bis an die Austriebstelle zurückgeschnitten. Man bezeichnet die Korbweide auch als Kopfweide, da man das Ende des Stamms immer wieder beschneidet, um das Rutenwachstum anzuregen. Dadurch bildet sich eine rundliche Knolle, der Kopf.
Ich habe die hier verwendete Kopfweide wiederum von einem Kollegen geschenkt bekommen, um aus der Knolle eine Kugel zu drechseln. Ich habe sie ein halbes Jahr lang in der Werkstatt hin und her geschoben und immer wieder darüber nachgedacht, ob aus ihr wirklich eine Kugel werden soll oder doch lieber etwas anderes. Aufgrund der Form dieser Knolle habe ich mich dann für ein Hohlgefäß entschieden. Eine Kugel wäre wesentlich einfacher gewesen, denn aufgrund der vielen Astansätze und Rindeneinwüchse war es nicht sicher, ob das Hohlgefäß beim Drechseln nicht doch noch zerspringen würde.

Werkbericht

  1. So sieht der Kopf einer Weide nach jahrzehntelanger Ernte aus; er ist übersät mit Astansätzen. Beim Drechseln stören diese natürlich und müssen vorab weggeschnitten werden.
  2. Eingespannt in einen Bildhauerbock, entferne ich schrittweise die Astansätze mit einer kleinen elektrischen Motorsäge. Diese nutze ich gern in der Werkstatt für kleine Arbeiten, da mir benzinbetriebene Motorsägen die Luft zu sehr verpesten.
  3. So sieht die Knolle nach der Bearbeitung mit der Motorsäge aus. An der Form habe ich bis jetzt noch nichts verändert, sondern nur die Astansätze entfernt.
  4. Jetzt kann das Werkstück zwischen den Spitzen aufgenommen werden. Am dünnen, festen Ende habe ich mir die Mitte angezeichnet. Am dicken Ende auf der Reitstockseite positioniere ich die Spitze so, dass das Werkstück möglichst rundläuft. Hier kann es sein, dass man mehrere Versuche benötigt.
  5. Mit einer 16-mm-Schalenröhre und bei niedriger Drehzahl arbeitet man sich langsam an eine grobe, runde Form heran. Hierbei trage ich so viel Material ab, bis ich eine feste, massive Oberfläche erreiche und keine losen Rinden oder weiche Holzteile mehr vorhanden sind.
  6. Im nächsten Schritt drehe ich einen Zapfen an, um die Knolle in einem Spannfutter aufnehmen zu können. Beim Drehen des Zapfens ist es wichtig, einen 90-Grad-Winkel vom Zapfen zum Boden des Hohlgefäßes herzustellen, damit sie nach dem Einspannen rundläuft und einen guten Halt im Futter hat.
  7. Nun kann die Knolle mit dem Zapfen im Futter eingespannt werden. Zur Sicherheit wird die Zentrierspitze so lange unterstützend eingesetzt, bis die grobe Außenform erstellt wurde.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 50 (Frühjahr 2020) finden Sie den vollständigen Werkbericht.

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