Zeichenstift nach Conrad Gessner

Werkbericht von Lutz Brauneck

Werkbericht

Eine kleine Abbildung in einem Buch des Schweizer Naturforschers Conrad Gessner (1516–1565) zeigt eines der ersten nachweisbaren Bleistift- bzw. Minenhaltermodelle.
Gessner lebte und wirkte als Arzt und Professor der Naturwissenschaften in der Schweiz und gründete dort den ersten botanischen Garten. Im Alten Botanischen Garten in Zürich setzte man ihm ein Denkmal und sein Bild wurde auch auf der Schweizer 50-Franken-Banknote abgebildet. Selbst ein Asteroid wurde nach ihm benannt.
Ich denke, Gessners Erfindung des Zeichenstifts ist daraus entstanden, dass er es leid war, beim Zeichnen der Pflanzenwelt immer schmutzige Hände zu haben. Denn zur damaligen Zeit hatte man das Mineral ohne Hülle verwendet und somit zwangsläufig ständig schwarze Hände. Durch diese pfiffige Idee konnte er nicht nur dieses Problem beseitigen, sondern durch den Halter auch besser und feiner zeichnen.
Nach diesem Vorbild drechsle ich meine Stifte und nutze für die Herstellung gerne Gessners Idee der Minen-Klemmtechnik, nicht aber seine Form des Halters. Hier wähle ich ein Design, das meiner Ansicht nach besser in die heutige Zeit passt. Form und Material bieten aber viel Spielraum, um seinen eigenen Lieblingsstift nach diesem Konzept herzustellen. Meine Version, die ich in dieser Anleitung zeigen möchte, geht in die Richtung Pop Art, da sie so erfrischend bunt ist.

  1. Als Ausgangsmaterial verwende ich Reststücke von Schichtholzplatten. Achten Sie darauf, dass die Platten aus feinen Schichten weiß verleimt sind. Das Holz sollte außerdem nicht zu weich sein. Buchen-Sperrholz (unten) ist gut geeignet, ideal für dieses Projekt ist jedoch Birken-Multiplex (oben), da die Farben auf hellem Holz besser wirken.
  2. Zuerst schneide ich die Platten in 20 mm breite Streifen. Die Plattenstärke ist dabei weniger wichtig, da die Streifen anschließend miteinander verleimt werden.
  3. Die Länge des benötigten Pen Blanks bzw. des Schreibgeräts, ergibt sich somit aus der Breite der verleimten Plattenstreifen.
  4. Nachdem die Verleimung getrocknet ist, werden an der Bandsäge wiederum 20 mm breite Streifen, allerdings quer zu den Leimfugen, gesägt.
  5. Der Pen Blank wird zuerst zwischen den Spitzen eingespannt. Vorsichtig drechsle ich mit einer Röhre Millimeter für Millimeter ab, bis ich einen durchgehend zylindrischen Rohling habe.
  6. Den Rohling spanne ich anschließend in ein Futter mit langen Spannbacken, um diesen mit einer 8-mm-Bohrung zu versehen. Die Bohrung muss so tief sein, dass sie die Mine komplett aufnehmen kann. In diesem Fall 90 mm.

Sie möchten weiterlesen? Im DrechslerMagazin Ausgabe 51 (Sommer 2020) finden Sie den vollständigen Werkbericht.

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