Claudia & Armin Jampen – Einblick ins Drechselgrotto

2011 habe ich aufgrund einer persönlichen Krise nach Veränderung gesucht und beschlossen, dass es an der Zeit ist, mich in einigen Belangen neu zu orientieren. Dazu gehörte auch, dass ich als Ausgleich zu meiner Arbeit als Kundenberater, die ausschließlich im Büro stattfand, ein handwerklich geprägtes Hobby ausüben wollte. Ich begann zunächst, mich der Möbelrestauration zu widmen. Ich kaufte einen Schrank in einem Brockenhaus – das sind Secondhandläden, die in der gesamten Schweiz zu finden sind und neben Gegenständen für den Alltagsgebrauch oftmals auch hochwertige antike Möbel anbieten – und brachte das alte Stück wieder auf Vordermann. Danach fuhr ich in der ganzen Schweiz herum und kaufte alte Möbel zur Restauration. Leider ließen sich diese nur schwer verkaufen, sodass mir der Lagerplatz irgendwann ausging.
Meine Frau Claudia meinte, ich soll mich doch mal mit dem Drechseln auseinandersetzen. Zur damaligen Zeit verband ich das Drechseln lediglich mit der Herstellung von Stuhl- und Tischbeinen, was mich allerdings überhaupt nicht reizte. Doch ich habe den Rat meiner Frau befolgt, mich mit der Drechslerei beschäftigt und festgestellt, dass in diesem Handwerk auch moderne und schöne Gegenstände entstehen können. Also habe ich mich nach Kursen umgesehen, um hineinschnuppern zu können. Zunächst besuchte ich einen Kurs für die Herstellung von Kugelschreibern. Und so kam es, dass kurz darauf bereits unsere erste Drechselbank, eine Holzstar, bei uns in der Werkstatt ihren Platz fand. Da ich damals massive Rückenprobleme hatte und mich nicht uneingeschränkt bewegen konnte, hat Claudia die Maschine als Erste benutzt. Die nachfolgenden Kurse für das Drechseln von Längs- und Querholz haben wir dann gemeinsam besucht und bereits drei Monate später stand zusätzlich eine Killinger 1500 in unserer Werkstatt. So konnten wir gemeinsam unserem neuen Hobby nachgehen. Wiederum zwei Jahre später hatten wir die Gelegenheit, eine umgebaute Killinger 3000 mit einer Spitzenhöhe von 350 mm (von Claudia liebevoll Hermy genannt) zu erwerben, die somit die Drechselbank von Holzstar ersetzte. Unsere Eisen (Crown HSS) schleifen wir mit einer Tormek T7 Nassschleifmaschine. Und um dem Staub in der Werkstatt zu reduzieren, kam noch eine Luftfilteranlage von Jet hinzu. Wenn man sieht, wie schnell die Filter voll werden, können wir die Anschaffung eines solchen Systems nur wärmstens empfehlen.
2017 erwarben wir ein circa 450 Jahre altes, unter Denkmalschutz stehendes Haus in Sessa im Tessin. Dort haben wir unsere Heimat und unser Glück gefunden. Das charmante Tessiner Flair ist in diesem kleinen Dorf mit seinen 700 aufrichtigen, gastfreundlichen Einwohnern allgegenwärtig. Nirgends könnte die Authentizität unseres Handwerks deutlicher zum Ausdruck kommen als hier. Nach dem Kellerausbau konnten wir 2018 auch endlich die Werkstatt einrichten. Dies war die Geburtsstunde unseres Drechselgrotto, das wir seither gemeinsam betreiben. Auch wenn es sich um einen Keller handelt, ist der Zugang vom Hof ebenerdig. So ist unsere Werkstatttüre stets offen und unsere Hunde können sich im Hof vergnügen und Besucher ankündigen.

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