Lauritz Barth – Bavarian Lines

Lauritz Barth – Bavarian Lines

Lauritz Barth – Bavarian Lines

Seit ich mich erinnern kann, drehte sich mein Leben in irgendeiner Art und Weise um den Werkstoff Holz. Schon in frühester Kindheit hatte ich große Freude daran, mit meinem Großvater in der Kellerwerkstatt meines Elternhauses zu werken und zu basteln. Es gab immer etwas zu tun und ich verbrachte dort unzählige Stunden. Zu jener Zeit war meine Spezialität das Fertigen von Holzschwertern. Denn ein kleiner Junge braucht ein Schwert, selbstredend! Da die Werkstatt nicht über große stationäre Maschinen verfügte, musste ich mit dem auskommen, was mir zur Verfügung stand – also mit Feinsäge, Bohrmaschine, Bandschleifer und einer Hobelbank. Sehr schnell stellte sich heraus, dass ich ein Talent dafür hatte, Holz zu bearbeiten und zu formen. Daher fiel auch bereits im Kindergartenalter meine Entscheidung: Ich werde Schreiner! Während meiner Schulzeit verbrachte ich den Großteil meiner Ferien in einer ortsansässigen Zimmerei. Hilfsarbeiter waren immer gerne gesehen und ich konnte so mein Taschengeld etwas aufbessern. Dort kam ich das erste Mal mit dem konstruktiven Aspekt des Holzbaus in Berührung. Die Arbeit war zwar anstrengend, bereitete mir aber immer große Freude. Das Zimmererhandwerk war mir im Großen und Ganzen dennoch etwas zu grob, weshalb ich mir nach der Fachoberschule mit bereits 21 Jahren meinen Traum verwirklichte, und eine Schreinerlehre begann. Mein Ausbildungsbetrieb war ein mittelständiges Unternehmen mit einem sehr breit aufgestellten Auftragsfeld. Von traditionellen bis hin zu modernsten Innenausbauten war alles vertreten und ich konnte meine Obsession für detailgenaues Arbeiten endlich voll ausleben.
Zwangsläufig kam ich als Schreiner immer wieder mit gedrechselten Werkstücken und Bauteilen wie Treppensprossen, Tisch- und Stuhlbeinen und Möbelknöpfen in Berührung. Diese wurden allerdings nicht im Betrieb, sondern von einem pensionierten Drechslermeister auf Bestellung für uns gefertigt. Einige meiner damaligen Kollegen waren diesem Handwerk jedoch auch neben ihrer Schreinertätigkeit sehr zugetan und so ergab sich für mich auch erstmals die Gelegenheit, eine kleine Schale aus Ulmenholz zu drechseln. Aufgrund meiner Unerfahrenheit war ich eher als Zuschauer dabei, doch kleine Tätigkeiten wie das Abrichten des Schalenfußes konnte ich selbst erledigen.
Nach einigen Jahren als Schreinergeselle beschloss ich, mein Wissen über den Werkstoff Holz und die dazugehörigen technischen Aspekte weiter zu vertiefen und absolvierte die zweijährige schulische Weiterbildung zum staatlich geprüften Holztechniker. Mein Ausbildungsbetrieb bot mir daraufhin eine Anstellung in der Planungsabteilung an und ich konnte mein neu erworbenes Wissen in die Konstruktion und Konzeptionierung von Innenausbauten einfließen lassen.
Der Beginn meiner eigentlichen Laufbahn als Drechsler war ein trauriger Anlass. Nachdem mein Großvater verstarb, beschloss ich, ihm zu Ehren eine Urne aus Eichenholz zu drechseln. Dank der Hilfe eines Kollegen konnte ich dieses Vorhaben in die Tat umsetzen. Ab diesem Moment war ich Feuer und Flamme für dieses Handwerk. Die Nähe zum Werkstoff und die ungefilterte Kontrolle über Proportion und Form faszinierte mich sehr und keine zwei Wochen später stand auch schon die erste Drechselbank – eine Stratos FU-230 in der Langversion – in meinem Keller. Dazu ein kleines Sortiment an Standardwerkzeugen wie Meißel, Formröhre, Abstecher und Schalenröhre. Anfangs besaß ich nicht einmal eine Schärfmaschine und war deshalb gezwungen, meine Werkzeuge von Hand abzuziehen. Doch dieses Problem wurde schnell behoben: Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich für eine Tormek T-4 mit Diamantscheibe, die ich bis zum heutigen Tag benutze. Da Organisation und Ordnung schon immer ein Hauptbestandteil meiner Arbeitsweise waren, musste ich die Struktur meiner Werkstatt durch die Erweiterung meiner handwerklichen Tätigkeit gänzlich neu überdenken.

Sie möchten weiterlesen? In der Ausgabe 65 des DrechslerMagazins finden Sie den ganzen Artikel.

Steckbrief

Name:
Lauritz Barth

Ich drechsle seit:
2020

Meist verwendete Holzarten:  
Esche, Ulme, Nussbaum, Robine, Exotenhölzer für Dosen

Meine Werkstattgröße in m²:  
25 m² und 8 m² Trocknungslager

Die drei meist benutzten Drechselwerkzeuge:
16-mm-Schalenröhre, Meißel, 12-mm-Formröhre

Weitere Maschinen in meiner Holzwerkstatt:
Abricht-Dickenhobel von DeWalt, Bandsägevon INKA, Säulenbohrmaschine von Optimum, Absauganlage von Holzprofi Austria

Mein ausgeübter Beruf ist/war:
Schreinergeselle, Möbelplaner und Fertigungszeichner

Meine Homepage:
www.b-lines.de

PLZ / Ort:        
83075 Bad Feilnbach

Schwerpunkt meiner Projekte:
Schalen, Dosen, Schreibgeräte

Kursteilnahme bei folgenden Drechslern:

Modell der Drechselbank bzw. Drechselbänke:
Stratos FU 230 LV, Hapfo Performer 400 FU, KS Midi 2 für unterwegs

Ich schärfe meine Drechselwerkzeuge:
Tormek T4 mit Diamantscheibe P600

Sonstige Tätigkeiten mit Holz:
Gelegentliche Kleinarbeiten als Schreiner

Regelmäßig trifft man mich beim Drechsler-Stammtisch:-
bis zur Coronapandemie: bei Martin Adomat

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