Michael Schwienbacher – Vom Berggipfel auf die Werkbank

In den majestätischen Höhen des malerischen Ultentals auf 1800 Metern Seehöhe durchbricht nur das leise Surren meiner Werkzeuge die Stille. Hier, auf dem höchstgelegenen Bauernhof inmitten dieser erhabenen Natur entstehen meine einzigartigen Kreationen aus Holz. Im zarten Alter von 13 Jahren begann ich 2007 mit dem Drechseln, inspiriert durch ein gedrechseltes Geburtstagsgeschenk meines Vaters. Fasziniert und verzaubert fand ich mich an der alten Drechselbank meines Urgroßvaters wieder, wo die ersten Holzschalen Gestalt annahmen. Meine Begeisterung wuchs und meine erste selbst gebaute Drehbank begleitete mich bis zum vergangenen Jahr 2023. Über 15 Jahre lang waren wir gemeinsam kreativ und schufen interessante und originelle Holzprodukte. Ohne formale Ausbildung habe ich mir alle Fertigkeiten selbst beigebracht.
Meine erste eigene Werkstatt richtete ich mir im Keller des Hauses, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, ein. Es handelt sich um ein typisches Blockhaus aus dem 19. Jahrhundert, das hauptsächlich aus Fichtenholz besteht. Das Herzstück eines solchen Hauses ist die mit Zirbenholz ausgekleidete Stube, in der sich ein gemauerter Bauernofen befindet, der dem Raum eine behagliche Atmosphäre verleiht. Da es sich um eine einfache Bauweise handelt, machte es sich jedoch im ganzen Haus bemerkbar, wenn ich drechselte. Überall breitete sich der Geruch des frisch bearbeitetem Zirbenholzes aus und das Geräusch der alten Drechselbank drang so laut nach oben, dass man den Eindruck hatte, man stünde bei mir in der Kellerwerkstatt. Wenn man genau wusste, wo man in der Stube zwischen den Dielen hindurchschauen muss, konnte man sich sogar fast zuwinken. Hinzu kam, dass die damalige Werkstatt nur wenig Platz für meine Werkzeuge und Maschinen bot. Wenn ich ein Produkt fertigstellen wollte, musste ich zu meinem Bruder gehen, wo ich eine Tischkreissäge untergebracht hatte, bei meinem Vater im Stall stand die Hobelmaschine und so weiter. Also habe ich 2019 mit der Hilfe von Freunden und meiner Familie eine neue Werkstatt gebaut, die sich nun im oberen Teil des Stalls meines Vaters befindet.
Der Berghof, von dem ich komme, sowie die Nachbarhöfe werden Flatschhöfe genannt. In der Nähe befinden sich auch einige Almen, eine davon ist die Flatschbergalm, die von meiner Familie bewirtschaftet wird. Anfangs haben mich die Leute auf den lokalen Märkten als Flatschr-Michl angesprochen. Aber als mir bewusst wurde, dass sich auch Touristen aus anderen Orten und Ländern für meine Produkte interessieren, entschied ich mich, meinen Firmennamen internationaler auszurichten. Unter dem Label Flatschr Wooddesign arbeite ich nun schon seit einigen Jahren und es hat sich bei den Leuten gut etabliert. Drechseln war schon immer meine Leidenschaft, aber je öfter ich an Märkten teilnahm, desto größer wurde die Nachfrage nach meinen Produkten. Irgendwann wurde die Leidenschaft zum Druck und ich hatte immer weniger Zeit für meine Familie. Deshalb entschied ich mich, den Weg des Drechslers einzuschlagen. Die Wende in meinem kreativen Schaffen kam Ende letzten Jahres, als ich den Entschluss fasste, meinen Beruf aufzugeben und mich ganz meinem handwerklichen Dorfleben zu widmen.

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