Evelin Schirrmacher – Inspirierende Drechseljahre

Evelin Schirrmacher – Inspirierende Drechseljahre

Evelin Schirrmacher – Inspirierende Drechseljahre

Der Anfang meines Drechslerinnenlebens liegt irgendwo um die Jahrtausendwende und begann mit der Arbeit an einer mittelalterlichen Wippdrehbank. Obwohl ich schnell zur elektrischen Drechselbank gewechselt habe, war ich ab dem ersten Moment von dieser Bearbeitungstechnik fasziniert. Holzdosen, – ein absolutes Frauenglück – waren damals meine ursprüngliche Motivation, das Drechseln zu lernen. Inzwischen zählen Schalen, Hohlformen, Skulpturen und eben alles, was rund ist, zu meinem Arbeitsspektrum. Ich hatte damals das Glück, einen Volkshochschulkurs im Drechseln besuchen zu können, der von Hannes, einem Drechselmeister geleitet wurde. Er hat mir nicht nur die Grundzüge des Drechselns beigebracht, sondern ist bis heute meine Muse geblieben. Er ist heute über 80 Jahre alt und musste die Drechslerei und seine Werkstatt zwischenzeitlich aufgeben, aber ich versuche seine Leidenschaft und Begeisterung fürs Drechseln in meiner Arbeit weiterleben zu lassen.
Zunächst kaufte mir für schmales Geld eine Drechselbank mit „selbstgebastelten“ Werkzeugen von einem erblindeten Hobbydrechsler. Teilweise waren die Eisen aus alten Feilen zurechtgeschliffen oder einfach umfunktionierte Schnitzeisen. Dass Stähle für Drechseleisen andere Eigenschaften haben als die von Schnitzeisen und somit für das Drechseln eher ungeeignet sind, war mir damals nicht bewusst. Zum Glück wusste ich auch nicht, dass man nach gängiger Lehrmeinung so gar nicht Drechseln kann und habe es deshalb einfach gemacht. Während meiner Ausbildungs- und Studienzeit war meine Werkstatt für lange Zeit nicht mehr als das Stückchen Boden, auf dem meine Drechselbank stand. Meist irgendeine kalte, ungeliebte Ecke. Trotzdem habe ich mir meine WGs immer danach ausgesucht, ob mein Hund und meine Drechselbank willkommen waren. An gutes Holz oder Werkzeug war damals nicht zu denken, was meine Arbeitsweise im Nachhinein betrachtet, jedoch sehr geprägt hat. Das passende Motto dazu wäre wohl: Geht nicht, gibts nicht!
Erst als ich sesshafter wurde, habe ich mir einen Werkstattbereich über die Größe meiner Drechselbank hinaus eingerichtet, die Kälte blieb mir jedoch lange Zeit erhalten, da ich noch immer in die unbeheizten Kellerräume ausweichen musste. Zu den üblichen Festen, habe ich mir nach und nach einige Drechseleisen zusammengewünscht. Plötzlich war nicht nur ein leichteres Arbeiten, sondern auch die Umsetzung neuer Techniken möglich. Nur das Schleifen der Werkzeuge musste ich nach wie vor von Hand erledigen. Das Ergebnis war eher ernüchternd, aber das konnte meinem Eifer nicht bremsen. Heute verwende ich zum Schärfen meiner Eisen die Tormek T-8, aber ich versuche mich auch immer wieder daran, von Hand zu schleifen.
Im Vergleich zu früher verfüge ich inzwischen über ein richtiges Himmelreich. Meine Werkstatt habe ich mir in unserem Keller eingerichtet. Sie ist circa 16 Quadratmeter groß und verfügt über eine Heizung – extrem wichtig! Der einzige Wermutstropfen ist für mich die Souterrainlage. Aber es muss ja auch noch Raum für Träume geben.
Über eine lange Zeit hinweg habe ich meine Grundkenntnisse autodidaktisch weiterentwickelt. Als ich dann nach dem Studium in Lohn und Brot stand, bot sich mir auch die Option, Drechselkurse zu besuchen. In den letzten Jahren habe ich unter anderem Kurse bei Martin Adomat, Peter Hromek, Alain Mailland, Phil Irons und Jan Hovens besucht. Durch Lernen, Üben und Ausprobieren konnte ich meine Kenntnisse und Fertigkeiten erweitern. Durch Versuch und Irrtum entdecke ich neue Möglichkeiten oder auch Grenzen, wodurch wiederum neue Ideen entstehen. Ich wünsche mir sehr, dass das noch lange so bleibt, denn darin finde ich oft neue Energie und Motivation.

Sie möchten weiterlesen? In der Ausgabe 63 des DrechslerMagazins finden Sie den ganzen Artikel.

Steckbrief

Name:
Evelin Schirrmacher

Ich drechsle seit:
2002

Meist verwendete Holzarten:  
heimische Hölzer, Obstholz, Eiche, Buche, Esche, Ahorn

Meine Werkstattgröße in m²:  
16 m²

Die drei meist benutzten Drechselwerkzeuge:
Schalenröhre, Haken, Formröhre

Weitere Maschinen in meiner Holzwerkstatt:
Tischbandsäge, Minicarver Proxon, Flexshaft Carver, Sandstrahlkabine, Kompressor, Absaugung

Mein ausgeübter Beruf ist/war:
Lehrerin

Meine Homepage:
www.eve-holzdrechseln.de

PLZ / Ort:        
21682 Stade

Schwerpunkt meiner Projekte:
Künstlerische-ästhetische Gestaltung im Einklang mit dem Holz

Kursteilnahme bei folgenden Drechslern:
Martin Adomat, Jan Hovens, Phil Irons, Peter Hromek, Alain Mailland

Modell der Drechselbank bzw. Drechselbänke:
Stratos XL, JET JWL 1442

Ich schärfe meine Drechselwerkzeuge:
Tormek T-8, von Hand

Sonstige Tätigkeiten mit Holz:
Möbelbau

Regelmäßig trifft man mich beim Drechsler-Stammtisch:-
Weser-Elbe-Stammtisch

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