Kendra Müller – Holzliebe auf Umwegen

Kendra Müller – Holzliebe auf Umwegen

Kendra Müller – Holzliebe auf Umwegen

Ich bin im schönen Schaffhauserland zu Hause, genauer gesagt in Hallau und bin 28 Jahre alt. Ich drechsle seit September 2020 und dies am liebsten mit Nuss- und Obstbaumholz. Ausgefallenes aus Holz, vor allem in Verbindung mit Kunstharz herzustellen, fasziniert mich. Meine geradezu künstlerische Kreativität, gepaart mit äußerster Sorgfalt und Genauigkeit, zeigte sich seit meiner jüngsten Kindheit in verschiedenen Bereichen und mit allerlei Materialien – außer im Bereich der Holzarbeiten. Selbst als ich im Zuge der Berufswahl eine Schnupperlehre in einer Möbelschreinerei absolvierte, vermochte mich der Werkstoff Holz nicht übers Maß hinaus zu begeistern.
Es sollte noch einige Zeit dauern, bis ich einen Zugang zu diesem Material finden würde. Gegen Ende meiner Schulzeit zeigte sich meine Kreativität im Bereich Zeichnen, Stricken und Nähen. Doch in meinem jugendlichen Leichtsinn entdeckte ich auch das Feiern für mich, wodurch ich mit meiner Mutter immer mehr in Konflikt geriet. Sie legte mir daraufhin nahe, zu meinem Vater zu ziehen, was ich dann auch tat, denn er war einiges toleranter als sie. Allerdings fehlte mir von diesem Moment an auch die zweckentfremdete Doppelgarage mit Werkbank, mein Werkzeug und insbesondere die Möglichkeit, ungehindert basteln und werkeln zu können.
Nach meinem Abschluss entschied ich mich für eine Lehre als Fliesenlegerin, die ich mit vorzüglicher Note abschloss und brachte vorerst dort mein handwerkliches Geschick und meine Kreativität ein. Nur wenige Jahre konnte ich in meinem Beruf arbeiten, bis mir ein Bandscheibenvorfall im wahrsten Sinne des Wortes erst die Luft, und dann, als mir bewusst wurde, dass ich meine Arbeit nicht mehr würde ausüben können, sprichwörtlich den Boden nahm. Bei dem Versuch, mich in irgendeiner Form im Arbeitsleben weiter zu bewegen und wieder Fuß zu fassen, unternahm ich verschiedene, zum Teil schier verzweifelte Anläufe in die verschiedensten Berufsrichtungen. Einige davon zeigten mir jedoch sehr bald auf, dass diese gesundheitlich keine Option sein können, bei anderen fehlte mir die Begeisterung, um diesen Job auch langfristig ausführen zu wollen. Nach einiger Zeit des Suchens fand ich in der Beschäftigung und Motivation von Menschen mit Beeinträchtigungen meine neue Berufung. Dies ist bis heute meine Erfüllung und deshalb beginne ich dieses Jahr meine Ausbildung zur Arbeitsagogin.
Mitten in dieser Phase der mühsamen Suche der Beschäftigungsfindung zog meine Schwester mit ihrem Freund fast nach Hause zurück – nämlich in das Einfamilienhaus unmittelbar neben unserem Elternhaus. Im Haus meiner Schwester mussten noch einige Schönheitsfehler behoben werden und sehr gerne stand ich mit Rat und Tat zur Seite – schließlich komme ich ja vom Bau. Meine Mutter züchtet seit Jahrzehnten Schäferhunde und war just zu diesem Zeitpunkt sehr damit beschäftigt, eine geschwächte Mutterhündin und deren Nachwuchs nach einem Notkaiserschnitt aufzupäppeln. So fand ich mich also in mehrfacher Hinsicht zu Hause wieder und war über viele Wochen abwechselnd glücklich mit leichten Bauarbeiten und Welpen schöppeln beschäftigt. Das Haus wurde wunderschön, die Mutterhündin wieder ganz gesund und der Welpe ist zu einem starken, äußerst gelehrigen und schönsten Rüden herangewachsen, den wir je hatten.
Zu dieser Zeit hatte ich mich bereits ein wenig damit beschäftigt, was es mit dem Drechseln auf sich hatte. Ich bin über YouTube auf diese Art der Holzbearbeitung aufmerksam geworden und habe es mit steigendem Interesse immer intensiver verfolgt. So wurde mein Wunsch immer größer, diese Technik selbst einmal ausprobieren zu können. Mein Freund schenkte mir daraufhin zum Geburtstag eine kleine Drechselbank, eine Güde 1000. Was lag näher, als mir in einem der freien Kellerräume im Haus meiner Schwester eine Werkstatt einzurichten?

Sie möchten weiterlesen? In der Ausgabe 58 des DrechslerMagazins finden Sie den ganzen Artikel.

Steckbrief

Name:
Kendra Müller

Ich drechsle seit:
September 2020

Meist verwendete Holzarten:  
Nussbaum und Obsthölzer

Meine Werkstattgröße in m²:  
25 m²

Die drei meist benutzten Drechselwerkzeuge:
Meißel, Form- und Schalenröhre

Weitere Maschinen in meiner Holzwerkstatt:
Bandsäge Metabo Bas 318

Mein ausgeübter Beruf ist/war:
Gelernt habe ich Fliesenlegerin. Nun mache ich eine Ausbildung zur Arbeitsagogin.

Meine Homepage:
www.facebook.com/Turningfox
www.instagram.com/turningfox/

PLZ / Ort:        
8215 Hallau (CH)

Schwerpunkt meiner Projekte:
Kunstharz und Spielereien aus Holz

Kursteilnahme bei folgenden Drechslern:
Ich habe nie einen Kurs besucht.

Modell der Drechselbank bzw. Drechselbänke:
JET JWL-1220

Ich schärfe meine Drechselwerkzeuge:
Von Hand an einer uralten Schleifmaschine ohne Vorrichtung.

Sonstige Tätigkeiten mit Holz:
Kleinere Schreinerarbeiten und Schnitzen

Regelmäßig trifft man mich beim Drechsler-Stammtisch:-

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