Das Eschentriebsterben

Das Eschentriebsterben

Das Eschentriebsterben

Das sogenannte Eschentriebsterben, auch als Eschenwelke bekannt, bereitet der Forstwirtschaft in den letzten Jahren zunehmend Sorge. Die Baumkrankheit wird durch einen winzigen Pilz, der heute als Falsches Weißes Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus, auch: Hymenoscyphus pseudoalbidus) bekannt ist, verursacht.  Der Pilz wurde 2010 er zum ersten Mal beschrieben und als eigene Art anerkannt. Der Pilzerreger ist nah mit dem in Europa heimischen Weißen Stängelbecherchen (Hymenoscyphus albidus) verwandt, das allerdings keine Schäden verursacht.

Der Pilz, der fast alle Arten der Eschen befallen kann, wurde aus Asien eingeschleppt. Es dauerte Jahre bevor Hymenoscyphus fraxineus vom Weißen Stängelbecherchen unterschieden werden konnte und als sehr invasive Art eingestuft wurde. Erstmals in Polen und 1996 in der Ukraine und im gesamten Baltikum vorkommend, breitete sich die Krankheit auch rasch über den Rest Europas aus. Wurden anfangs nur Jungbäume befallen, werden heute alle Altersstufen der Bäume in Mitleidenschaft gezogen. Der Pilz bildet von Anfang Juni bis Ende September 1 bis 3 Millimeter große Fruchtkörper auf den abgefallenen Blattstielen der infizierten Eschen. Die in großen Mengen produzierten Sporen, werden vom Wind weit verbreitet, infizieren wiederum die Blätter an den Bäumen und die ersten Anzeichen der Krankheit werden sichtbar. Braune Blätter, Dürr-Äste und eine immer lichter werdende Krone, die schon kurz nach dem Laubausschlag wahrzunehmen ist. Von dort aus dringt der Pilz, durch den Blattstiel in das Kambium und in das Mark von Zweigen vor und löst krebsartige, beige-braune bis orange-braune Wucherungen an der Rinde aus. Durch diese triebumfassende Rindennekrosen werden die darüberliegenden Pflanzenteile nicht mehr mit Wasser versorgt. Das Blatt verwelkt und Zweige und Äste sterben ab. Die Bäume werden zunehmend schwächer, vegetieren langsam dahin oder sterben. Im günstigsten Fall erholt sich der Baum zumindest teilweise wieder. Bis heute gibt es jedoch noch kein Mittel zur Bekämpfung des Eschensterbens.

Geschwächte Bäume werden zudem auch durch andere Schädlinge heimgesucht. Insekten schleppen weitere Krankheiten ein, andere Pilze haben durch offenliegende Wunden freien Zugang und setzen dem Baum weiter zu. Die Infektion erfolgt ausschließlich über die Sporen. Befallenes Holz ist hingegen nicht infektiös und kann somit ohne weiteres als Brennholz dienen. Bei der Lagerung sollte man jedoch vorsichtig sein und es trockenhalten. Werden befallene Bäume geräumt sollten sicherheitshalber auch alle Laub- und Blattstiele entfernt werden, um der Pilzbildung keinen Nährboden zu bieten. Eine weitere Gefahr droht, wenn durch starken Befall, Äste abgeworfen werden oder der Baum spontan umfällt.

Obwohl fast alle Arten betroffen sind, gibt es einige Arten die weniger anfällig sind. Bis heute ist keine vollständige Resistenz bei einer der Individuen nachzuweisen. Untersucht wurden bisher nur Arten, die forstwirtschaftlich oder für städtische Straßen-, Park- und Grünanlagen genutzt werden sowie einige Kulturvarietäten. Bei den verschiedenen Arten sind die Gemeine Esche, die Schmalblättrige Esche und die Schwarz-Esche am stärksten gefährdet. Die Weiß-Esche und die Grün-Esche sind hingegen etwas resistenter. Blumen-Esche und die Mandschurische Esche sind als wenig gefährdet eingestuft. Bei einzelnen Arten laufen noch Untersuchungen, andere Arten sind zu selten, um die kostspieligen Untersuchungen zu rechtfertigen.

Obwohl derzeit rund ein Drittel der Eschenpopulationen von der Eschenwelke befallen sind und absterben, ist das vollständige Aussterben der Esche ist nicht zu befürchten.  Allerdings wird die Diversität der Baumart stark in Mitleidenschaft gezogen und auch die Auswirkungen auf Flora und Fauna sind derzeit noch nicht im vollen Ausmaß zu überblicken. Es gilt die Handlungsempfehlung, Eschen ohne bzw. mit geringem Befall zu schonen und zu fördern, da diese Bäume womöglich weniger anfällig oder gar resistent gegen den Erreger sein könnten. Somit könnte die Widerstandsfähigkeit an Nachkommen übertragen werden und zum Erhalt der Esche beitragen.

Der Artikel ist in der Ausgabe 55 des DrechslerMagazins erschienen.

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