Ger Vervoort – Der Weg ist da Ziel
Mein Name ist Ger Vervoort und ich bin mittlerweile 75 Jahre alt. Von jüngst her war ich von der Arbeit mit Holz begeistert. Im Alter von 15 Jahren habe ich in einer Tischlerei, die auf die Möbelherstellung spezialisiert war, eine Lehre als Schreiner absolviert. Anfang der Achtzigerjahre unternahm ich meine ersten Drechselversuche, da ich für meine selbst gebauten Möbel die passenden gedrehten Möbelteile anfertigen wollte. So versuchte ich mein Glück mit meiner selbst gebauten Drechselbank, die einen alten Waschmaschinenmotor als Antrieb hatte und handelsüblichen Stecheisen. Schleifpapier war damals mein wichtigstes Hilfsmittel. Anfang der Neunziger traf ich auf einer Ausstellung einen Drechsler, der mir schließlich einen tieferen Einblick in die Welt des Drechselns vermittelte. Er zeigte mir richtige Drechseleisen und auch, wie man diese benutzt. Das war auch das erste Mal, dass ich Späne beim Drechseln zu Gesicht bekam; bisher hatte ich leider nur Splitter und Staub zustande gebracht. Von diesem Moment an, hat sich dann alles sehr schnell entwickelt und ich habe jede freie Stunde geübt, um meine Technik zu verbessern. Kurz darauf wurde ich auf das englische Magazin Woodturning aufmerksam und habe es daraufhin abonniert. Somit wurde mir vor Augen geführt, was im Bereich des Drechselns alles möglich war – Schalen, Hohlgefäße, Dosen und vieles mehr. Ich war damals gleichermaßen erstaunt wie motiviert, mich selbst an derartigen Objekten zu versuchen. Das Magazin hat mich nicht nur hinsichtlich der Technik, sondern vielmehr auch im kreativen Schaffen weitergebracht und eine Entwicklung angestoßen. Die Drechslerei kann man meiner Meinung nach in zwei Richtungen definieren: einmal die künstlerische, kreative Ausrichtung und andererseits die handwerkliche Richtung. Das Drechseln in der Freizeit und als Hobby ist für mich das kreative Schaffen, wobei manche Drechsler auch handwerklich geprägte Drechslerarbeiten herstellen. Und so halte ich es auch – ich bevorzuge das kreative, freie Arbeiten, aber es macht mir auch Spaß, Möbelteile oder Gebrauchsgegenstände zu realisieren. Oft sind es nicht die einfachen Objekte, die ich in Angriff nehme, sondern jene, die einige Herausforderungen bereithalten.
Obwohl ich längst nicht mehr auf der einfachen Drechselbank mit Waschmaschinenmotor drechselte, arbeitete ich noch lange Zeit mit einem recht einfachen Drechselbankmodell. Ich träumte natürlich immer wieder von einer besseren und schwereren Maschine, aber dafür war damals kein Geld übrig. So kam es, dass ich mich 1994 entschloss, mir selbst eine neue Drechselbank zu bauen. Ich habe gründlich recherchiert, was die damaligen Modelle auszeichnete und wie sie aufgebaut waren. Ich habe mit 18 eine Umschulung zum Schlosser/Schweißer absolviert und war anschließend noch zehn Jahre in diesem Beruf tätig; insofern war das die perfekte Grundlage für dieses Unterfangen. Alles, was ich selbst bauen konnte, habe ich letztlich realisiert. So entstand meine Drechselbank, auf der ich heute noch arbeite. Die Maschine ist 1,7 Meter lang und hat eine Spitzenhöhe von 250 mm. Das Maß zwischen den Spitzen beträgt 900 mm, kann jedoch mit einer Verlängerung auf die Gesamtlänge erweitert werden. Der Antrieb erfolgt mit einem 1,5 PS-Motor mit Frequenzumwandler. Der Fuß links besteht aus einem mit Sand gefülltem Stahlkasten, rechts habe ich einen A-Fuß angebracht. Das Bankett ist aus einem dickwandigen Stahlrohr (70 x 40 mm) auf das Stahlschienen (50 x 10 mm) geschweißt wurden. Der aufgebockte Reitstock stammt von einer alten Drechselbank; die Pinole hat eine MK3-Aufnahme und einen Hub von 150 mm. Der Spindelstock ist dreh- und verschiebbar. Bis heute leistet mir die Drechselbank gute Dienste und somit hat sich die Arbeit auf jeden Fall gelohnt.
Sie möchten weiterlesen? In der Ausgabe 71 des DrechslerMagazins finden Sie den ganzen Artikel.






Steckbrief
Name:
Ger Vervoort
Ich drechsle seit:
ca. 1985
Meist verwendete Holzarten:
Eibe, Robinie, Nussbaum und Ahorn
Meine Werkstattgröße in m²:
18 m²
Die drei meist benutzten Drechselwerkzeuge:
32-mm-Schruppröhre, 13-mm-Formröhre, 13-mm-Meißel
Weitere Maschinen in meiner Holzwerkstatt:
Eigenbau-Kreissäge und Eigenbau-Bandsäge aus Holz, Elektra-Beckum Abricht- und Dickenhobelmaschine sowie eine Band- und Tellerschleifmachine.
Mein ausgeübter Beruf ist/war:
Tischler, Schlosser/Schweißer
Meine Homepage:
www.gervervoort.nl
PLZ / Ort:
5915AX Venlo (NL)
Schwerpunkt meiner Projekte:
Früher hauptsächlich Schalen und Hohlformen, heute eher filigrane Arbeiten wie Dosen und durchbrochene Technicken.
Kursteilnahme bei folgenden Drechslern:
Jimmy Clewes (2009), Hans Weissflog (2015 bei Willy Vanhoutte), Hans Weissflog (2019 bei Drechselbedarf Schulte)
Modell der Drechselbank bzw. Drechselbänke:
Eigenbau-Drechselbank (Spitzenhöhe 250 mm; 950 bis 1750 mm zwischen den Spitzen)
Ich schärfe meine Drechselwerkzeuge:
Auf einer Elektra-Beckum Schleifmachine mit Korundscheibe und CBN-Scheibe.
Sonstige Tätigkeiten mit Holz:
Reparatur von Altmöbeln und Möbelbau für einen Kindergarten.
Regelmäßig trifft man mich beim Drechsler-Stammtisch:
Leider gibt es in meiner Gegend keinen Stammtisch, aber ich besuche in der Regel das jährliche Treffen des niederländischen Drechselverbands RADIUS.