Bernhard Pfnür – Vom Bergwald zur Drechselbank

Inmitten der malerischen Landschaft der Berchtesgadener Alpen auf 840 Metern Seehöhe und einer grandiosen Sicht auf das Salzburgerland, ertönen die Geräusche von handwerklichem Treiben aus meiner Werkstatt – das Surren der Drechselbank im Wechsel mit dem Sound von Kettensäge und Schleifmaschinen. Hier, umgeben von dieser grandiosen Natur, entstehen seit 2021 meine Objekte aus Holz.
Zum Drechseln kam ich mehr oder weniger durch Zufall. 1986 begann ich meine Lehre als Zimmerer in der elterlichen Zimmerei. Unter anderem fertigten wir auch Holztreppen für private Bauherren an. Die Stufen und Wangen wurden in unserer eigenen Werkstatt hergestellt, während die gedrechselten Geländersprossen von einem alten Drechslermeister aus der Umgebung gefertigt wurden. Als ich das erste Mal die Holzrohlinge zu diesem Drechsler brachte, war ich sofort von der beinahe magischen Atmosphäre seiner kleinen Werkstatt fasziniert. Diese Werkstatt war nicht größer als vier auf vier Meter. In der Mitte stand eine alte, mit Keilriemen betriebene Drechselbank, an der ein älterer Mann, dessen Kleidung mit Spänen bedeckt war, konzentriert arbeitete. Der Duft von unterschiedlichen Holzarten erfüllte den Raum und weckte in mir eine tiefe Begeisterung. Von diesem Moment an war ich vom sogenannten Drechslervirus infiziert.
Es sollte jedoch noch einige Jahre dauern, bis ich meine erste Drechselbank erwarb. Nach dem Abschluss meiner Lehre im Jahr 1988 arbeitete ich als Vorarbeiter im elterlichen Betrieb. 1994 heiratete ich die beste Frau auf dieser Erde und 1995 und 1997 wurden wir Eltern von zwei wunderbaren Kindern. In dieser Zeit gab es viele Veränderungen und Herausforderungen, die meine Leidenschaft für das Drechseln etwas in den Hintergrund drängten. 2001 übernahm ich schließlich die Zimmerei meiner Eltern. Schon im darauffolgenden Jahr entdeckte ich bei einem ortsansässigen Maschinenhändler eine gebrauchte Hager Drechselbank. Und diesmal schlug ich zu: Ich kaufte mir diese Drechselbank und begann autodidaktisch zu arbeiten. Zunächst stellte ich Kerzenleuchter, Pfeffermühlen und verschiedene Schreibgeräte her. Doch schnell merkte ich, dass ich etwas anderes erschaffen wollte. Ich suchte nach neuen Herausforderungen und entdeckte das Nassholzdrechseln für mich. Hier konnte ich meiner Kreativität freien Lauf lassen. Die gedrechselten Arbeiten veränderten sich beim Trocknen, neue Formen und Risse entstanden, und das Holz präsentierte sich in seiner reinsten Form. Bald fertigte ich die ersten Nassholzschalen und Holzkugeln und wusste, dass ich endlich die richtige Arbeitsweise im Bereich des Drechselns für mich gefunden hatte. Nach mehreren schwierigen Jahren entschied ich 2018 gemeinsam mit meiner Frau, die Firma aufzugeben und einen Neuanfang zu wagen. So gründete ich mein Planungs- und Statikbüro in Berchtesgaden/Oberau. Diese Veränderung bedeutete jedoch, dass meine Liebe zum Drechseln erneut in den Hintergrund treten musste. Durch den Umzug, die Weiterbildung und die Firmengründung musste ich die Holzbearbeitung vorübergehend ruhen lassen. Glücklicherweise konnte ich einen Großteil meiner Maschinen bei einem befreundeten Zimmererkollegen unterstellen, sodass sie nicht verloren gingen.

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